Frei und gerecht regieren, deren Namen
Man nur zu nennen braucht, um jeden Zweifel,
Um jeden Argwohn schleunig stumm zu machen?
An ihrer Spitze steht der Völkerhirte,
Der fromme Primas von Kanterbury,
Der weise Talbot, der des Siegels wahret,
Und Howard, der des Reiches Flotten führt.
Sagt! Konnte die Beherrscherin von England
Mehr thun, als aus der ganzen Monarchie
Die edelsten auslesen und zu Richtern
In diesem königlichen Streit bestellen?
Und wär’s zu denken, daß Partheienhaß
Den einzelnen bestäche – Können vierzig
Erles’ne Männer sich in einem Spruche
Der Leidenschaft vereinigen?
Maria (nach einigem Stillschweigen).
Ich höre staunend die Gewalt des Mundes,
Der mir von je so unheilbringend war –
Wie werd’ ich mich, ein ungelehrtes Weib,
Mit so kunstfert’gem Redner messen können! –
Wohl! wären diese Lords, wie ihr sie schildert,
Verstummen müßt’ ich, hoffnungslos verloren
Wär meine Sache, sprächen sie mich schuldig.
Doch diese Namen, die ihr preisend nennt,
Die mich durch ihr Gewicht zermalmen sollen,
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_045.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)