Nie hab’ ich eingewilligt, sie zu halten.
Ich bin nicht dieses Reiches Bürgerin,
Bin eine freie Königin des Auslands.
Burleigh.
Und denkt ihr, daß der königliche Name
Zum Freibrief dienen könne, blut’ge Zwietracht
In fremdem Lande straflos auszusäen?
Wie stünd’ es um die Sicherheit der Staaten,
Wenn das gerechte Schwerdt der Themis nicht
Die schuld’ge Stirn des königlichen Gastes
Erreichen könnte, wie des Bettlers Haupt?
Maria.
Ich will mich nicht der Rechenschaft entziehn,
Die Richter sind es nur, die ich verwerfe.
Burleigh.
Die Richter! Wie Milady? Sind es etwa
Vom Pöbel aufgegriffene Verworfne,
Schaamlose Zungendrescher, denen Recht
Und Wahrheit feil ist, die sich zum Organ
Der Unterdrückung willig dingen lassen?
Sind’s nicht die ersten Männer dieses Landes,
Selbstständig gnug, um wahrhaft seyn zu dürfen,
Um über Fürstenfurcht und niedrige
Bestechung weit erhaben sich zu sehn?
Sind’s nicht dieselben, die ein edles Volk
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Tübingen: Cottasche Buchhandlung, 1801, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_044.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)