Kennedy.
Die Jugend mildert eure Schuld. Ihr wart
So zarten Alters noch.
Maria.
So zart, und lud
Die schwere Schuld auf mein so junges Leben.
Kennedy.
Ihr wart durch blutige Beleidigung
Gereizt und durch des Mannes Uebermuth,
Den eure Liebe aus der Dunkelheit
Wie eine Götterhand hervorgezogen,
Den ihr durch euer Brautgemach zum Throne
Geführt, mit eurer blühenden Person
Beglückt und eurer angestammten Krone.
Konnt er vergessen, daß sein prangend Loos
Der Liebe großmuthsvolle Schöpfung war?
Und doch vergaß er’s, der Unwürdige!
Beleidigte mit niedrigem Verdacht,
Mit rohen Sitten eure Zärtlichkeit,
Und widerwärtig wurd’ er euren Augen.
Der Zauber schwand, der euren Blick getäuscht,
Ihr floht erzürnt des Schändlichen Umarmung
Und gabt ihn der Verachtung preiß – Und er –
Versucht er’s, eure Gunst zurück zu rufen?
Bat er um Gnade? Warf er sich bereuend
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Cottasche Buchhandlung, Tübingen 1801, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)