Die jetzt, nachdem sie alles hat erfahren,
Was das Gefängniß bittres hat, gemeinen
Verbrechern gleich, vor des Gerichtes Schranken
Gefodert wird und schimpflich angeklagt
Auf Leib und Leben – eine Königin!
Paulet.
Sie kam ins Land als eine Mörderin,
Verjagt von ihrem Volk, des Throns entsetzt,
Den sie mit schwerer Greuelthat geschändet,
Verschworen kam sie gegen Englands Glück,
Der spanischen Maria blut’ge Zeiten
Zurück zu bringen, Engelland katholisch
Zu machen, an den Franzmann zu verrathen.
Warum verschmähte sie’s, den Edimburger
Vertrag zu unterschreiben, ihren Anspruch
An England aufzugeben, und den Weg
Aus diesem Kerker schnell sich aufzuthun,
Mit einem Federstrich? Sie wollte lieber
Gefangen bleiben, sich mißhandelt sehn,
Als dieses Titels leerem Prunk entsagen.
Weswegen that sie das? Weil sie den Ränken
Vertraut, den bösen Künsten der Verschwörung,
Und Unheilspinnend diese ganze Insel
Aus ihrem Kerker zu erobern hofft.
Friedrich Schiller: Maria Stuart. Cottasche Buchhandlung, Tübingen 1801, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Schiller_Maria_Stuart_011.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)