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Seite:Reventlow Werke 0667.png

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meinetwegen tragisch sein und entsagend mit einer großen stillen Liebe — ‚gut und glücklich‘ sein — verstehst du, aber das andere — nur hineinstürzen und alles über sich zusammenschlagen lassen. — So war mir neulich bei Johnny zumut — als ich ging, fragte er, ob ich ihm nicht jetzt den Kuß geben wollte, um den er mich damals nicht gebeten hat. — Nachher dachte ich wieder an Reinhard.“

„Es ist doch sonderbar,“ sagte die Dalwendt langsam und wartete ab, was Ellen sonderbar finden würde. „Ja, siehst du, das ist es eben, wenn man mit einem Menschen lebt und ihn sehr lieb hat — da ist man immer gezwungen, durch seine Empfindungen zu sehen. Und das gibt dann diesen fortwährenden Widerspruch. Für Reinhard würde alles zwischen uns aus sein, wenn ich ihm untreu wäre, und für mich würde es dann vielleicht gerade anfangen — wenn er verstände, daß ich auch anderen gehören kann. Warum muß man gerade verheiratet sein — Kommen und Gehen, eine Weile zusammenleben und sich dann wieder trennen — mir läge das viel näher, überhaupt das Erotische als etwas Zufälliges nehmen, sonst geht es mit der Zeit auch verloren.“

„Du hältst ja förmliche Reden, Ellen, das ist man an dir gar nicht gewöhnt.“

„Ja, früher hab' ich auch über die Sachen nicht viel nachgedacht. — — Mein Gott, als ich von euch fortging, damals glaubte ich, daß nun alles für mich zu Ende wäre — ‚die große Entsagung‘ und die Kunst — auf das Leben kam es nicht an. Das hatte Henryk mir alles eingeredet, aber wie soll man jemals etwas schaffen können, wenn man nicht sein eigentliches Leben lebt? Wir hatten doch recht mit unsren pathetischen Jugendredensarten. — Und mein Leben muß ich auch wieder leben, wenn es auch noch so viel kostet.“

„Aber diesmal würde es dich viel kosten, Ellen, äußerlich. Du sagst doch selbst, daß du nicht mehr so eisern kräftig bist wie früher.“

Ellen hatte sich ganz heiß geredet, nun stand sie auf und dehnte sich: „Siehst du, das ist mir auch ein

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 667. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0667.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)