verwandelt haben — warum sind Sie auch verlobt? — Aber hübsch war es doch.“
Das kleine Abenteuer mit Johnny, das ja eigentlich gar kein Abenteuer war, ging Ellen noch ein paar Tage nach wie ein wohliger Traum, bei dem sie immer wieder lächeln mußte. Sie hätte ihn gerne einmal wiedergesehen, aber die andern hatten natürlich davon erfahren, Zarek war beleidigt und auch Henryk etwas verstimmt. So gab sie es auf, und ihre Gedanken waren auch bald wieder ganz in Henryk gefangen, so daß ihr alles andere unwesentlich vorkam.
Der Frühling kam mit schweren Stürmen, und sie wußte nichts mehr wie diese verzweifelte Leidenschaft, die mit jedem Tag wuchs.
In einer Märznacht waren Walkoff und Ellen bis spät mit den Freunden zusammengewesen; als alles sich trennte, gingen sie in heißer Stimmung zu ihm hinauf. — Dann faßte ihn wieder die Arbeitswut. „Oder bist du zu müde, Ellen?“ Nein, sie war nie müde.
Sie stand vor ihm am Tisch, und er arbeitete, da wurde sie auf einmal blaß und fing an zu schwanken. Er konnte sie gerade aufs Bett legen, ehe sie ohnmächtig wurde.
Bald nach diesem Abend stiegen bange Ahnungen in ihr auf, sie wollte sich selbst die tödliche Angst nicht eingestehen, die immer banger und beklemmender auf sie herabsank, suchte sie von Tag zu Tag zurückzudrängen und sagte sich immer wieder: Es kann ja nicht sein, ist zu furchtbar, als daß es sein könnte. Ihr schien, als sähe sie ein Beil herabfahren, das ihr den Schädel spalten wollte, und sie hätte sich verkriechen mögen, um nur nicht daran zu denken. So vergingen Wochen, und endlich wußte sie, daß es wohl nicht anders sein konnte.
Und die Gewißheit, der nicht mehr auszuweichen war, verwandelte ihre Empfindungen. Es war das Schicksal selbst, das dunkel und übermächtig sich vor ihr aufrichtete, und sie beugte sich vor seinem
Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 653. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0653.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)