— als eine Horde weißer Pierrots auf sie eindrang und sie mit fortziehen wollte. Zarek und Fritz hielten sie jeder von einer Seite fest, da sah der eine von den Weißen sie aufmerksam an.
„Ah, du bist's — ich hab' doch gleich gesagt, daß ein Mädel drin steckt.“
Ellen wurde neugierig. „Laß mich Onkel, der gefällt mir.“
„Was hast du denn da für einen Onkel?“
„Gefällst du mir gar nicht,“ sagte der. „Laß ihr — muß ich hüten bezechtes Kind.“
„Nein, ich will mit, weg da, Fritz!“
„Auch noch ein Fritz, mein Gott, bist du aber gut behütet.“
Ellen war schon auf den Tisch gestiegen und flog in seine Arme.
Gegenüber hatte sich ein Trupp Italiener niedergelassen mit Gitarren und Mandolinen, es war ein ohrenbetäubender Lärm. Ellen tanzte mit ihrem Pierrot um die Tische und dann oben auf dem Billard zwischen den Kaffeetassen, bis der Wirt kam und sie vertrieb. Dann brachte er sie an seinen Tisch. „Seht mal, was ich da gefangen hab' — ist das nun ein Bub oder ein Mädel?“
Die drüben brachen auf und winkten ihr.
„Bleib du nur bei uns,“ sagte einer, „der Johnny läßt dich doch nicht wieder her.“
„Ja, Johnny, ich bleib bei dir, die andern wollen heimgehen und Hamlet lesen.“
Er schüttelte sich vor Lachen. Dann kam Zarek mit ernstem, verantwortungsvollem Gesicht und wollte sie mitnehmen. Aber Ellen lag in Johnnys Armen, er hielt ihr das Sektglas an die Lippen und ließ sie trinken:
„Bezechtes Kind bleibt bei uns, geh' du nur deinen Hamlet lesen.“
Ellen blieb und trank Sekt und Freude bis in den Morgen hinein mit vollen Zügen. Allmählich wurden die Räume des Cafés immer leerer, die Kellnerinnen standen gähnend herum zwischen umgestürzten Stühlen und verwüsteten Tischen, hier und da saßen noch
Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 651. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0651.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)