Bild gefiel mir — dann hab' ich mit Ihnen selbst gesprochen — —“
In Ellen wogte und wirbelte es — reisen, wohin man will — was konnte sich da alles vor ihr auftun! Aber mit diesem Menschen — irgend etwas in ihr widersprach gegen ihn. Dann dachte sie an Allersen.
„Ich bin an jemand gebunden,“ sagte sie.
„So machen Sie sich los — oder wollen Sie etwa heiraten?“
„Das weiß ich noch nicht — vor allem will ich malen, sowie ich die Mittel dazu habe. Das bindet mich auch.“
„Aber ich gehe mit Ihnen, wohin Sie wünschen — lasse Sie ausbilden.“
Ellen war so verwirrt von all den Gedanken, die auf sie einstürmten, daß sie schwieg. Als er sie dann anrühren wollte, wehrte sie sich.
„Nein, nein, haben Sie nur keine Angst. Ich gehe fort, wenn Sie es verlangen. Aber Sie sind — — sagen Sie mir, warum Sie nicht mit mir kommen wollen?“
Sie waren währenddem wieder an den Tisch gekommen, er lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Sehen Sie, ich wollte ganz ruhig mit Ihnen reden, aber das kann ich jetzt nicht mehr. — Zuerst war es natürlich nur ein Experiment, daß ich an Sie schrieb, Sie kommen ließ. Als wir hier beisammen saßen, habe ich mich immer mehr in Sie verliebt — und jetzt will ich, daß Sie mit mir gehen. Sie müssen.“
„Und wenn ich aber nicht will?“
„Warum wollen Sie denn nicht? Ist es denn ein so unmöglicher Gedanke, mit mir zu leben?“
„Ich könnte nur mit einem Mann leben, wenn ich ihn liebe oder wenigstens in ihn verliebt bin.“
„Lieben Sie denn den andern?“
„Das nicht, aber ich bin doch manchmal verliebt in ihn, und vor allem hängt er so an mir, daß ich ihm sein Leben ganz zerstören würde.“
„Gott, das ist alles so pathetisch, so echt deutsch. Treue bis in den Tod.“
Fanny Gräfin zu Reventlow: Ellen Olestjerne. München: Albert Langen, 1925, Seite 603. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Reventlow_Werke_0603.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)