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Seite:Ravensburg Verkehrsleben 04.jpg

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im übrigen aber ging diese Rückbildung mehr oder weniger in Zuwiderhandlung gegen die erwähnten Stadtgesetze und Zunftordnungen vor sich, und immerhin hatten die neuaufgekommenen Berufskaufleute gegenüber den mit zahlreichen Vorrechten ausgestatteten Handwerkern und deren Kramläden einen schweren Stand. Die dadurch erzeugten Reibungen gestalteten sich in den 1780er Jahren zu langen, ungewöhnlich heftigen Streitigkeiten aus, welche die Gemüter im Städtchen in mächtige Aufregung versetzten. Im Jahr 1790 entschied der Magistrat den Streit in der Hauptsache zugunsten der Kaufleute, indem er die allzu schrankenlos ausgeübten Handlungsvorrechte der Handwerker eindämmte.

Bei dem erbitterten Kampfe, der um den Kleinhandel als Erwerbsquelle dergestalt unter der Bürgerschaft selber tobte, ist es selbstverständlich, daß diese zugleich mit allen Kräften bemüht war, die fremden Händler, vor allem die Hausierer und Wanderlager, nach Möglichkeit ferne zu halten.[1] Selbst den Besuch des Ravensburger Jahrmarkts würde man diesen auswärtigen Konkurrenten gerne verboten haben, wenn man nur nicht hätte befürchten müssen, durch einen solchen Eingriff in die Marktfreiheit die Marktprivilegien zu gefährden, welche die Kaiser Rudolf I. und Friedrich III. der Stadt verliehen hatten.


III. [Gewerbe]

Nur um ein kleines besser als im Handel sah es mit den Gewerben aus. Die Leinwandindustrie hatte ihrem einstigen Vorort Ravensburg so vollständig den Rücken gekehrt, daß man 1751 und 1752 die Blätterschau und die Golschenschau als unnötig geworden ganz aufhob. Das Weberhandwerk war in der Hauptsache auf bloßes Kundengewebe beschränkt und selbst darin durch die Konkurrenz eingeführter fremder Fabrikate bedrängt. Im Jahre 1779 vermochte die Weberzunft nicht einmal mehr die Mittel aufzubringen, um ihr baufälliges Zunfthaus vor dem Einsturz zu retten, und sah sich darum genötigt, zum Zweck der Mitbenützung des Zunfthauses der Schuhmacher mit diesen eine Art Verbindung einzugehen.

Die uralte ravensburgische Papierindustrie bestand noch fort, wenn auch ohne besonders zu blühen. Unter diesen Papiermühlen darf man sich keine großartigen Fabrikanlagen vorstellen. Es war bescheidener Handwerksbetrieb, der sein Erzeugnis schlicht und recht aus den Jahrmärkten der Umgebung absetzte,[2] gerade so wie die Ravensburger Gerber ihr Leder. Mit diesen beiden Artikeln, sowie ein wenig Tuch und den später in ziemlicher Menge verschickten wollenen und baumwollenen Strümpfen ist die Aufzählung der ravensburgischen Ausfuhrartikel des 18. Jahrhunderts erschöpft.


  1. [S. 4, Anm. 1:] Namentlich Meißner mit Tuch, Savoyarden mit Südfrüchten, Franzosen mit Gewürzen, Juden mit allem Möglichen.
  2. [S. 4, Anm. 2:] In den letzten Jahrzehnten der Reichsstadt brachte man das Ravensburger Papier zuweilen auch auf die Messen von Zurzach und Frankfurt; ferner machte man Versuche, es auf Kredit an auswärtige Lager zu legen.