J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück) | |
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Herr Löhrs legte in den Character, in alle Haltungen, und wörtliche Vorträge, des ehrwürdigen Bischof von Salzburg, ganz richtig abgemeßene Sanftheit, und Würde, um ihn durchaus empfehlend darzustellen.
Was Herr Langerhans iüngsthin im Hamlet vernachläßigt hatte, das ersezte er heute, als Allwigs erscheinender, und handelnder, Geist sehr vollständig. –
Zur heutigen zweyten Vorstellung wurde auch noch der Schulgelehrte, Lustspiel in zwey Aufzügen, nach dem Englischen der Miß Cowley, gegeben.
Es kann für Nichts weiter, als für unmittelbare Poße, noch dazu im antiken Geschmake, gelten, welche die Ideen durchführt: – daß der beym sonstigen Kornhandel reich gewordene, und iezt Wechselgeschäfte betreibende, Heustadt die Grille realisiren will, seiner Tochter, Philippine absolut einen gelehrten Mann zu verschaffen; daß er dazu den Pedanten Gradus, der wirklich Schulwißenschaften genug im Kopfe, aber blutwenig Weltkenntnis, und sittliche Lebensart, hat, auswählt; daß dieser auf Philippinen desto widrigern Eindruk macht, weil ihr Herz bereits an den iungen, muntern, ausgebildeten, Rolldorf verschenkt ist; daß Charlotte, Heustadts Nichte, und Sandford, sein Vetter, zum Besten der Liebenden den Plan entwerfen: Rolldorf, deßen Familie Heustadt recht gut, ihn selbst aber nicht von Person, kennt, soll sich bey Jenem für einen noch wichtigern Gelehrten, als er an Gradus gefunden zu haben glaubt, produciren, und dadurch den Vorzug vor diesem zu gewinnen suchen; daß diese List gelingt,
J. F. Ernst (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe, 1746–1806): Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (14.–26. Stück). Conrad Müller, Hamburg 1801, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonirendes_Journal_vom_deutschen_Theater_zu_Hamburg_(1801)_Seite_105.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)