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Seite:Raisonirendes Journal vom deutschen Theater zu Hamburg (1801) Seite 103.jpg

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es, daß Lezteres von schwacher Brust, und weichen Sprachorganen, nicht mächtig genug unterstüzt wurde, sonst würde ihr Spiel im IV. Acte, und in der Scene, wo sie anfänglich über ihres Vaters Tod, über die Gefahr in welcher sie den abwesenden Gatten glaubt, wehklagt, dann bey erhaltener Nachricht: daß Herzogs Heinrich Herr vor der Veste Thorring, sie zu bestürmen im Begriffe, stehe, sich rasch entschließt, die zur Vertheidigung vorhandenen Kriegsmänner selbst von der Mauer herab zu commandiren, und mit ihrer Hülfe entweder den feindlichen Angriff abzuschlagen, oder im Getümmel des Sturm nebst ihrem Sohne umzukommen, gewiß den höchsten Grad theatralischer Vollkommenheit erreicht haben. – Ich bin sattsam überzeugt, daß das Darstellen des allmäligen Absterben auf der Bühne die Producenten immer in die embaraßanteste Situation versezt; desto mehreres Lob verdient Madame Eule, da sie heute eine ähnliche im V. Acte so expreßiv, und anständig, durchführte. Sie hatte, während dem Todeskampfe, viel zu sprechen, desto künstlicher articulirte sie die gebrochene, immer tiefer sinkende, Stimme, und legte zugleich in das krampfhafte Streben der lezten Lebenskräfte, in die Erschütterung des ganzen Körper durch den Stoß des Todes ans Herz, in das succeßive Erschlaffen einzelner, in das endliche Erstarren aller Glieder, in die unbewegliche