Zum Inhalt springen

Seite:Priorato Hamburg 161.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Jedes Jahr um Michaelis findet eine große Versammlung aller Bürger statt, in welcher zur Bestreitung der Staatsausgaben ein Schilling vom Mark von den Miethen der Häuser[1] und sechs Procent vom Verkaufswerth der Ochsen, [2] die zu Markte gebracht werden, gefordert wird, und wo auch andere Gegenstände von minderer Wichtigkeit erlediget werden.

Außer den angeführten Collegien und Gerichten giebt es aber auch noch verschiedene andere zur Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten.

Hamburg nahm im Jahre 1527 die Reformation von Luther an, nach der augsburgischen Confession, welche Religion seitdem in der Stadt und deren Gebiet die ausschließliche geblieben ist, und es wird keiner anderen Confession öffentliche Religionsübung, gestattet. Doch genießen die Fremden jeder Confession Gewissensfreiheit. Die Calvinisten haben eine Kirche in Altenau, welches in der Entfernung eines Kanonenschusses von Hamburg an der Elbe liegt, und ebendaselbst haben auch die Katholiken ihre Messe in einer Kirche, welche ihnen der König Friedrich III. von Dänemark auf Ansuchen des allerchristlichsten Königes Ludwig XIV. bewilliget hat. Außerdem ist katholischer Gottesdienst in den Wohnungen derjenigen fremden Minister zu Hamburg, welche dem katholischen Glauben angehören.

Außer den schon oben erwähnten Hauptkirche gab es noch folgende: Die Kirche zum H. Geist, jetzt ein Hospital für alte Männer und Frauen. St. Maria Magdalena, einst ein Barfüßerkloster, jetzt gleichfalls ein Hospital. St. Johann, früher Dominicanerkloster, wird jetzt von lutherischen Klosterfrauen bewohnt. St. Karl, wo, wie in den größeren Kirchen, lutherischer Gottesdienst gehalten wird.[3] St. Anschar, jetzt Waisenhaus. Hier sind 600 Waisenkinder, und die Zahl nimmt fortwährend zu.


  1. Der sogenannte Hauerschilling.
  2. Die Viehaccise
  3. Wahrscheinlich St. Gertrud, welcher Name dem Verf. zu barbarische geklungen haben mag.