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Seite:Posse Band 5 0016.jpg

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aber mit Stempel (I, Taf. 7, 1) besiegelt wurden, so sind die drei Urkunden als Neuausfertigungen anzusehen, geschrieben in den durch St. 212–216 gesteckten Grenzen, wobei dann St. 57 noch mit der alten Fassung, St. 56 und 58 mit der neuen Fassung besiegelt wurden. Und auch St. 153, besiegelt mit Stempel (IV, Taf. 73, 3), gehört nach der Monumentenausgabe (DD. Otto I. No. 160) zwischen St. 216–228, liegt also innerhalb der Zeitgrenzen des Typars (IV, Taf. 73, 3). Ein mit diesem Stempel hergestelltes Siegel ist nachträglich und mißbräuchlich an das Diplom Ottos II. St. 603 angefügt worden.

In dieser Form zersprang der Stein im Herbst 956. Die Siegel zeigen seitdem eine feste, gerade Linie, die ungefähr in der Längenachse durch das I und die ganze Figur bis zum unteren Ende des Speeres geht. Da der Rand der einen Hälfte über die andere etwas hervorragt, so ist die Bruchlinie bei allen gut erhaltenen Exemplaren vom 5. Dezember 956 (Taf. 7, 2, St. 248 Or. Magdeburg) an zu bemerken. Trotz dieses Sprunges diente der Stempel, nachdem er wieder eine zackige Einfassung erhalten, noch fünf Jahre lang in der Kanzlei (St. 247 (Or. Magdeburg), 248 (ebendas.), 252, 254, 258, 259, 261, 263, 266, 268, 269, 277, 280, 288, 290 (Or. Magdeburg), 547 Otto II. in Siegelkarenz (961 24/7 I, Taf. 8, 1), bis das Hinzukommen des Kaisertitels ein neues Siegel nötig machte.

Wegen des Vorkommens auch der übrigen Stempel vgl. II. 4 Gebrauch mehrerer Siegelstempel.


2. Or. Generallandesarchiv Karlsruhe.     962 Febr. 21.     St. 301.

Erstes Kaisersiegel. Brustbild des Kaisers en face, Kopf bärtig, mit giebelförmiger, flacher Krone, in der Rechten einen Stab mit Lilie haltend, in der Linken eine Kugel. Beide Hände liegen vorn am Leib an, die rechte etwas höher als die linke. Das Gewand scheint in der üblichen Form dargestellt, links vom Zepter geht der Saum des Mantels herab, die Ärmel reichen bis zum Handgelenk. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 3).

Vorkommen: 962 Febr. 21–Juli 29 (St. 301, 305, A. 307, 309), 965 März 21 (St. 348), Nachzeichnung des 10. Jahrhunderts. Echtheit fraglich.


3. Or. Nationalarchiv Paris.     965 April 5.     St. 354.     Abb. Heffner I, 3.

Zweites Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 2, nur bedeutend größer. Der Reichsapfel reicht über die Mitte des Leibes fast an die rechte Hand. Um die Umschrift läuft eine Randlinie. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 4).

Vorkommen: 963 Sept. 12–965 Juni 8 (St. 332, 335, 336, 339, 341, 354) und an der Falkschen Fälschung für Corvey 965 8/6 (St. 372).


4. Or. Staatsarchiv Magdeburg.     970 Jan. 25.     Ex. A. St. 481.

Drittes Kaisersiegel. Brustbild des Kaisers en face, Kopf bärtig, der Schnurrbart nach abwärts gezogen, der Kinnbart ziemlich spitz, auf dem Haupte die Krone, giebelförmig aus zwei Platten zusammengesetzt, die mit Perlen besetzt sind, zu oberst drei gestielte Perlen, je 5 mm voneinander entfernt. Faltiger Mantel, auf der rechten Schulter durch einen Knopf zusammengehalten, von wo auch die Falten ausgehen. Enge faltige Ärmel bis zum Handgelenk. Der rechte Oberarm ist nach aufwärts gerichtet, die Hand hält das Zepter, dessen Spitze etwas nach rechts geneigt ist, der dünne Stab hat oben einen Knopf und darunter eine kleine Verdickung. Auch ist ein Teil des linken Unterarmes und der Handwurzel mit dem Ballen und drei oder vier Fingern sichtbar, die eine Kugel emporhalten, über der ein Kreuz steht. N. Archiv 3, 31 (I, Taf. 7, 5).

Die Stellung einzelner Buchstaben zu gewissen Teilen des Bildes dient zur Unterscheidung dieses Stempels (No. 4) von zwei sehr ähnlichen gleichzeitig oder später gebrauchten (No. 5 und 6). Hier steht der Knopf am Stabe sehr nahe dem Fuß des zweiten T, die erste Perle links auf der Krone etwas rechts vom Fuß des I, die dritte unter dem P, ganz wenig nach links. Beim 5. und 6. Siegel Ottos I. steht der Knopf rechts vom ersten T, die erste Perle links vom I, die dritte rechts vom P. Der Oberkörper ist in Siegel 5 und 6 höher. Die Randeinfassung ist bei allen dreien ein aus vielen Perlen gebildeter Kreis zwischen zwei Linien, dann noch ein schmaler Streifen, bevor der erhöhte Wachsrand beginnt. Die Perlen stehen in den Siegeln 5 und 6 mehr gedrängt als in No. 4.

Vorkommen: 965 Juni 17–970 Jan. 25 (St. 373 (Or. Magdeburg), 379 (Or. ebendas.), 392, 393, 409, 430, 449, 462, 477B, 481A). Urk. 961 23/4 (St. 284) nachträglich besiegelt. Das Siegel findet sich auch an der echten Urkunde Ottos II. 983 17/6 (St. 857), irrig in Mon. Germ. DD. Otto II. 310: SI 5. Otto II. Otto II hat somit diesen Stempel seines Vaters nicht verwendet.


5. Or. Staatsarchiv Magdeburg Ex. B.     970 Jan. 25.     St. 481.     Mon. Germ. dipl. 1 No. 381 B.

Viertes Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 4. Zu den oben betonten Unterschieden kommt, daß hier (No. 5) beim A der Umschrift die Schäfte oben zusammenstoßen, während sie bei No. 4 durch einen kleinen Deckbalken verbunden sind, ferner, daß die beiden Abkürzungsstriche länger sind. Am rechten Oberarm ist eine Verzierung, die bei No. 4 nicht wahrgenommen werden konnte. N. Archiv 3, 32. (I, Taf. 7, 6).

Vorkommen: 965 April 3–972 Juli 11 (St. 352, 369, 375, 377, 381 (Or. Magdeburg), 242, 383 (12. Jahrhundert), 388, 389, 393, 398, 405, 408, 444, 460 (Or. Magdeburg), 474, 481 (Ex. B.), 482, 483, 486, 488, 508). Auch an der Fälschung 966 22/7 (St. 383), vgl. Mon. Germ. DD. Otto I. 448.


6. Or. Landeshauptarchiv Wolfenbüttel.     972 Okt. 7.     St. 518.

Fünftes Kaisersiegel. Darstellung und Umschrift = No. 4 und 5. Alle bei No. 5 angeführten Eigentümlichkeiten finden sich auch hier, so daß man es für dasselbe Siegelbild halten möchte, wären nicht auf dem Apfel drei pfeilartige Erhöhungen zu sehen (etwa die Finger der Hand?) und wären nicht die vier Arme des Kreuzes von OTTO mehr gerundet, kugelförmig. N. Archiv 3, 32 (I, Taf. 7, 7).

Empfohlene Zitierweise:
Otto Posse: Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige Band 5. Wilhelm und Bertha v. Baensch Stiftung, Dresden 1913, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Posse_Band_5_0016.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)