140 | Holländer jagen alles in Jaffanapatan. |
Wann nun die Austers bey zehen Tagen an der Sonnen gelegen / so öffnen sie sich / und ist dann das innwenidge Fleisch oder Austers verfaulet / und findt man dann die Perle gleichsam bloß darinnen ligen; sind aber nicht in allen / dann man oftermahln zwantzig aufthut / daß nicht ein Perle darinnen ist; hingegen findet man oftermahln zwantzig Perlen in einem Auster; hernach wird ein Platz geordnet / die Perlen zu verkauffen / da sich dann auch fremde Kauf- und Handels-Leut einfinden lassen; Es hat ein jeder / der Perlen zu verkauffen hat / neun möscherne Sieb / deren eins grössere Löcher hat / als das ander; welche Perle nun durch die kleinste Löcher fallen / die werden für Perle-Staub bey dem Gewicht verkaufft; die andern werden schon taxiert, als die / so in der Grösse eines Hanf-Korns sind / werden um zwey Fanem verkaufft / die andern höher / und so fortan / biß auf die / so in dem grösten Sieb bleiben / die werden für einen Schatz gehalten / also / daß dieselben nicht / wie die andern / gewürdiget / sondern dem Höchstbietenden verkaufft werden / insonderheit / wann sie rund und ohne Flecken sind: Die grösten / die damahln sind gefangen worden / sind in der Grösse einer gemeinen Haselnuß / welche dazumahl auf diesem Platz um achtzig Reichstaler sind verkaufft worden.
Nicht vergeblich werden die Perlen alldort / so wohl als in der gantzen Welt / so köstlich geachtet; dann es so vieler Menschen Leben kostet / die um derselben willen Sich in ein solche Tods-Gefahr begeben / und elendiglich verderben müssen.
Holländer gehen auf das Castell Iaffanapatan.Den 15. Maji sind Wir mit aller unserer Macht auf das Castell Jaffanapatan zu marchiret / welches hinter Manara liget. Es ist da ein schön eben Land / und haben es die Portugäsen über zwey hundert Jahr inngehabt. Denn wo Sie einmahl hinkommen / meinen Sie Ihr Lebtag zu bleiben / und begehren nicht leicht wieder in Portugall: Ein Holländer aber / wann Er in Indiam kommt / denket / wann meine sechs Jahr gepassirt sind / so gehe Ich wieder nach meinen Patria![WS 1] Darum will Er das Land / und die Städte / nicht viel bauen; Ja / wann Sie eine Vestung / oder Stadt / erobern / schneiden Sie gemeiniglich den halben Teihl an der Land-Seiten ab / und den andern halben Teihl gegen das Meer machen Sie sehr vest / daß wenig Volck brauche zum besetzen. Wir haben im Jahr 1656. die schöne grosse Stadt Columbo abgeschnidten / die schönste Häuser von der Stadt gantz abgebrochen / und zu gleicher Erde gebracht / und nur ein drittel von der Stadt / gegen das Ufer / bevestiget: An der Land-Seiten aber / das Wasser rund umführet / daß noch eins so vest seyn wird / als zuvor / wann es gar verfertigt werden mögte / welches Sie auf die zehen Jahr anschlugen.
Alles vom Land fliehet in Jaffanapatan.Da aber die Portugäsen vernahmen / daß Wir auf das Castell zugiengen / flohe alles vom Land mit Ihren besten Reichtuhm dahin / daß Wir nichts anderst bekommen kunnten / als köstliche schöne Kleider / schöne Decken / mit Seiden künstlich ausgenähet: auch an Vivres, Kühen / Ochsen / Hünern / keinen Mangel hatten; sonderlich gute in Zucker eingelegte Früchte / davon Uns aber zu essen verbotten wurde / wie ingleichen von den Brunnen / oder stehenden Wassern / zu trinken / als allein das Wasser / da von der Riviere kommt / und ausfliesset.
Diese umligende Heyden freuen Sich derer Holländer Ankunft.Da Wir drey Tag gemarchiret / und viel schöne Clöster antraffen / sind Wir einen Tag still gelegen in einem Closter / dabey ein schöner Garten war / und eine treffliche Landschaft / daß Ich nicht anderst meinte: Ich wäre auf dem Christen-Boden. Daselbst kamen die Principal-Heyden vomAnmerkungen (Wikisource)
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b140.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)