130 | Portugäsen verwahren Sich starck. |
Lauffgräben / und der Stadt niderschiessen musten / biß endlich der Hunger überhand nahm / daß eine Mohrin Ihr eigen Kind gefressen: andere das Graß aus der Erden gepflücket / und geniessen wolten. Weil Wirs nun von Uns nicht bringen kunnten / musten Wir einen grössern Schrecken unter Sie machen / und wann eine Frau kam / und kleine Kinder mitbrachte / zwungen Wir Sie Ihr Kind in einen höltzern Mörßner[WS 1] zu legen / und mit dem Stempfel zu tod stossen / und doch mit dem toden Kind Sich wieder von Uns machen.
Für Columbo werden Minen gemacht.Den 9. April fiengen Wir an eine Mine zu machen / brachten auch eine Galerie von unser Seiten durch Ihren Stadt-Graben. Auf dieser Seiten aber / als Wir zwey Tag gegraben / und Sie es gemerckt / machten Sie Contre mine[WS 2] gerad auf unsere zu / daß Wirs / weil Wirs merckten / und hörten / daselbst einstellen musten.Die Belagerten machen Contre Minen.
Den 12. April hat unser General recognosciren wollen / ob Wir nicht an einem andern Ort miniren könnten. Als Er aber in die letzte Approche gehen wollen / gieng von einer Bastey ein Schuß auf Ihn / davon Er alsobalden tod geblieben / Holländer General wird erschossen.welches unter unserm Volck einen grossen Schrecken machte.
Den 2. Mäy wurde Er nach Pünte de Galle gebracht / und daselbst in die Kirche von den Sergenten getragen und beygesetzt / worauf die Stucken auf den Wällen rund um die Stadt gelöset / und von zwey Compagnia Soldaten dreymahl Salve gegeben wurde.
Holländer wollen noch einen General-Sturm auf Columbo thunDen 6. May lagen Wir die gantze Nacht in unsern Lauffgräben / an einem Sonnabend / und war von Seiten des Käisers von Ceilon / und Unserer / beschlossen / noch einmahl einen General-Sturm zu thun. In dem kam ein Portugäß mit Seinem vollen Gewehr geloffen / in unsere Wercke / und / da Er vor unsern Gouverneur, der an Statt des verstorbenen Generals commandirte, gebracht wurde / und genau examiniret, offenbahrte Er / daß Sie alle in der Stadt mehr nicht wünschten / als daß noch ein General-Sturm Der wird von einem Uberlauffer widerrahten.geschehen mögte. Dann Sie in der Stadt alle Häuser durchbrochen hätten / alle Gassen mit doppelten Palisades besetzt / von Palmbaumen; die Stücke von den Wällen genommen / und in die Gassen gepflantzet / mit lauter Hagel beladen / und unter die Wälle / da Wir überlauffen muste / gantze Küsten mit Pulver gesetzt / und Die Belagerten machen treffliche Gegenwehr.also parcticiret, daß Sie durch alle Häuser ein lauffend Feuer gemachet / solche so wohl in Brand zu bringen: als alle Pasteyen[WS 3] voneinander abzuschneiden / daß unmüglich wäre / auf diese Weise unser Propo anzubringen / weil Wir alle durch Feuer / und Minen / crepiren müsten. Aber einen herrlichen Raht gab Er Uns dagegen: Er sagte: So bald als Tag wurde / giengen (weil es Sonntag wäre) die Bürger / die in der Nacht gewachet hätten / samt den Soldaten / in die Meß / und blieben auf den Pasteyen über fünf / sechs / Mann nicht; wiewohl der rechten Portugäsischen Soldaten über hundert nicht wären: das andere Volck wären Burger / und Sclaven. Wir aber Holländer fallen unter der Predigt an.solten um solche Zeit / wie ehedessen geschehen / unsere Trummelschläger schlagen / und Trompeter blasen lassen unsern Morgengruß; in den Lauffgräben auch gantz still ligen / daß man unser Dessein nicht merckte / und wann eine halbe Stund passirt, und Sie in der Kirchen wären / solten Wir schnell auf die Basteu, S. Johannes genannt / einen Anfall thun.Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Mörßner - heute bekannt als Mörser; aus dem lateinischen Mortarium, ist eine Reibschüssel aus verschiedenen Materialien. Sie dienen seit der vorgeschichtlichen Zeit in Verbindung mit einem Stößel (Pistill) zum Zerkleinern von Pflanzenteilen und pulveriger Substanzen.
- ↑ Contre mine - ein Minengang der Belagerten, um einer unterirdischen Sprengung durch die Belagerer zuvor zu kommen.
- ↑ im Original: Pasteyeu
Johann Jacob Saar: Ost-Indianische Funfzehen-Jährige Kriegs-Dienste, Nürnberg 1672, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ostindianische_Kriegsdienste_b130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)