der Landschaft, der durch die großen Fenster hereindringt, einer Landschaft weit und herrlich, endigend im Südosten mit den drei Kaiserbergen Stuifen, Rechberg, Staufen, wovon der letztere kaum noch den obersten Stirnkranz zeigt. Luftspiegelungen, so versichern die Bewohner des Schlosses, heben oft wunderbar diese Berge dem Blick, so daß selbst der Staufen hoch heraufkommt, oder lassen ihr Bild verkehrt, wie auf einer Wasserfläche, erschauen.
Eine besondere Sehenswürdigkeit war früher die Bibliothek mit gegen 12.000 Büchern und Kupferstichen (vgl. Württ. Jahrb. 1837 S. 377). Schon Johann Christoph IV. verwandte darauf 18.309 fl., später wurde sie vermehrt besonders durch Franz Georg und Anton Ignaz. In einem festen Gewölbe war das Archiv, mit den ältesten Urkunden und bedeutendsten Schriften des Stifts, jetzt meist im K. Staatsarchiv in Stuttgart. Auch ein fürstliches Zeughaus war vorhanden, in welchem von den ältesten Zeiten her die Kriegsrüstungen, als große eiserne Böller, eiserne Stuckkugeln, Doppelhaken, deutsche Musquetons und Flinten zu sehen waren, und noch vor 50–60 Jahren die Schwerter, Spieße und Harnische vorgezeigt wurden, welche die Ritter Hans von Schwabsberg, Christoph von Saverwang und Hans von Rinderbach getragen haben sollen, als sie in das heilige Land zogen (Hill. Chr. III). Das Schloß enthält auch viele große tiefe Keller und im ganzen die große Zahl von 83 Zimmern.
Nur ein Raum blieb noch einigermaßen ursprünglich, die Schloßkirche; sie liegt noch im Schlosse selbst, reicht aber mit ihrem geosteten Chor noch hinan zu dem an der Südostecke des Schlosses stehenden malerischen Bau, der ein Schlößchen für sich, mit zwei hübschen runden Thürmen an der Ostseite, bildet. Die Schloßkirche zum hl. Wendelin, nicht mehr zum Gottesdienst benützt, ist ein ganz gewölbter, schön und voll stuckirter Raum mit schmälerem Chor, reicher Empore, drei Altären. An der Decke des Schiffes in Stuck Verkündigung, Himmelfahrt und zugleich Verherrlichung Mariä, im Chor Krönung Mariä. Am linken Seitenaltar die Jahreszahl 1627, Maria mit dem Jesuskinde, unten Ellwangen, am rechten gleichfalls 1627 und vor ihm eine schöne Pieta, Holzbild aus dem Ende des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts. An der hölzernen, auch in Spätrenaissance gehaltenen Kanzel die Statuetten der vier Evangelisten. In Nischen 4 Heilige, darunter ein schöner St. Sebastian. Diese Pieta soll von einem schwedischen Soldaten in frevlerischer Weise verstümmelt worden sein (s. o. S. 154 f.).
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 423. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_423.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)