versehen. Am Ende desselben stund das zweite Wachhaus. An dieses stieß rechts die Wohnung der Hofbäcker, und hieran reihten sich die Pferdestallungen und die Heugewölbe. Links war oben die Wohnung des Kellerschreibers, unten die des Hofschmieds, woran die Schmiedwerkstätte angebaut war. In diesem äußeren Hof stand auch die Wohnung des Hofverwalters nebst einem Gärtchen und einem Ententeich. Vor dem Eingang in die Residenz war ein schöner, ebener großer Platz, der vor etlich und 30 Jahren durch Demolirung alter unnöthiger Gebäude erweitert wurde, dafür aber ein großes Bräuhausgebäude in den Hof zu stehen kam. Im Umkreise dieses Hofs standen etliche und 40 von Eichenholz gedrehte Säulen, auf welchen große gläserne Laternen angebracht waren, durch die der ganze Hof herrlich beleuchtet werden konnte.
Die Westseite des Vorhofes wird beherrscht von der 200 Fuß langen Front des Schlosses, vom Ende des inneren Thorweges bis zum Schloßportal zählt man 94 m oder 320 Fuß. Dieses, wie überhaupt das ganze Äußere des Schlosses ist möglichst einfach gehalten, die Fenster sind schlicht viereckig, alles aus dem vorigen Jahrhundert (s. o. S. 419). Anders wird der Eindruck, wenn man durch den Thorweg des Schlosses den Hof betritt. Ein großer weiter Hallenhof, in gesundem Renaissancegeschmack, umfängt und erfreut uns durch den Wechsel seiner Formen. Die größte Tiefe und größte Breite des trapezförmigen Hofes beträgt je 116 Fuß.
An drei Seiten, der Ost-, Nord- und Westseite, umreihen den Hof in der Wölbung etwas gedrückte Bogengänge, dreifach über einander, unten mit Säulen mit Eckblättern an den schlichten Knäufen, darüber mit toskanischen, oben mit jonischen Säulen; hübsche Steingeländer bilden die Brüstungen, gut verzierte Eingänge führen in die einzelnen, jetzt meist Zwecken der Landwirthschaft dienenden, durchaus gewölbten Gelasse. An der West- und der Ostseite schiebt sich über dem Erdgeschoß ein niedriges Zwischenstockwerk ein, deshalb sind die Säulen an der Nordseite höher, die Bögen weiter. Eben hier tritt man vom Bogengang in die große Küche, zwei korinthische Säulen, die Schäfte mit Fruchtkränzen umhängt, tragen ihr Gewölbe; im Hintergrund ist noch als besonderer Ausbau der riesige Herd, auf dem ein ganzer Ochse gebraten werden konnte, darüber ein gewaltiger Kaminthurm aus Quadersteinen (s. o. S. 419). In der Südwestecke bildet eine weite fünfeckige Halle, die Ecke ist abgestumpft wegen des hier anstoßenden Schwedenthurms, die Verbindung von außen
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 421. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_421.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)