die Triforien vermauert, und nun alles dick beworfen. Die vor die Kapitäle und Kämpfer gesetzten Gesimse laden viel zu weit aus und verstimmen die einst wohlerwogenen Verhältnisse der Kirche, lassen die Kirche auch kleiner erscheinen. Die aus Gips geformten überlebensgroßen Statuen des Erlösers, der Apostel, Evangelisten, Kirchenlehrer, auf Konsolen an den Pfeilern des Chores und des Mittelschiffes stehend, sind in dem hastig und unschön aufgeregten Stil jener Zeit gehalten; zart und schön aber sind die flacherhobenen Stuckaturen der Gewölbe.
Außen über dem Dach der nördlichen Nebenabside ragt aus einer Sandsteinplatte ein großer jugendlich schöner Kopf heraus, der Arbeit nach spätrömisch, etwa in die Hadrianische Zeit fallend; woher derselbe gekommen, weiß niemand. Über dem Dach der südlichen Nebenabside liegt ein steinerner Löwe.
Die Altäre (vergl. Busl S. 41 ff.).
Der Hochaltar, laut Überschrift zu Ehren des hl. Vitus und der unter ihm ruhenden Sulpiz und Servilian, hat als Mitteltheil das in einer Art Tabernakel abgebildete, früher am Altar Mariä Vermählung gewesene Herz Jesu. Die an hohen Festen über der Predella angebrachten Nebentheile, aus Gold-, Blech- und Silberornamenten im Rokokostil, gehören der Kongregation. An den Stufen stattliche Messingleuchter, auf der Epistelseite der Kredenztisch, auf welchem ein Elfenbeinkruzifix, tüchtige Arbeit aus dem vorigen Jahrhundert. – Das Meßpult am Hochaltar, nach Anderen das Singpult im Chor, war lange mit einem Elenfell bedeckt und es durfte dort nur ein Prälat oder Chorherr die hl. Messe lesen.
In dem 1875 abgebrochenen Stein des Hochaltars fand man ein Reliquiarium in Gestalt eines kleinen zinnernen Hauses. Nach allen Merkmalen stammt dasselbe aus dem Anfang des 8. Jahrhunderts. Die Schrift ist die lateinische Kursivschrift, flüchtig aber ziemlich formgewandt gravirt, ohne alle Beimischung des späteren, beziehungsweise des romanischen Charakters. Auf zwei Lang- und einer Breitseite sind die Reliquien, welche in dem Reliquiarium eingeschlossen sind, namentlich aufgeführt. Die Inschrift lautet:
† hic S. Reliquiae sci Salvatoris et Scti Petri et omnium Apostolorum: Sci Gregorii et sci Valentini :· Scti Desiderii :· Sanctarum feminarum .......... Scti Mauritii, exuberii, victoris :· innocenti :· cum sociis eorum :· et de sepulchro eorum et Scti .......... et scti Joannis Baptistae.
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Ellwangen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1886, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtEllwangen_379.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)