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Seite:OARottweil0500.jpg

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im Kielwiesbach. Nahe (östlich) an der Stadt fließt die vielgekrümmte, fleißige Schlichem vorüber, die auf der Markung 4 Mühlen mit je 2 Mahlgängen und einem Gerbgang, eine überdieß mit einem Schrotgang, 2 Ölmühlen mit Hanfreiben, 3 Sägmühlen und eine Gipsmühle in Bewegung setzt. Das Flüßchen tritt regelmäßig bei andauerndem Regenwetter oder bei schnellem Schneeabgang über sein Bett und verursacht öfter großen Schaden an den Wiesen, Brücken und Stegen. Die Schlichem nimmt während ihres Laufs über die Markung mehrere, jedoch nicht bedeutende Zuflüsse auf. Auch greifen der Schmellbach und der Schweigholzbach in die Markung Schömberg ein. Über die Schlichem sind zwei steinerne Brücken angelegt, von denen die eine der Staat, die andere die Gemeinde zu unterhalten hat.

Die sehr fleißigen und sparsamen Einwohner, von denen gegenwärtig 2 Personen über 80 Jahre zählen, sind körperlich kräftig und wohlgestaltet; ihre Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau, Viehzucht und einigen Gewerben. Letztere beschränken sich übrigens, mit Ausnahme der schon angeführten Mühlen und einer mit gutem Erfolg betriebenen Ziegelei, auf die gewöhnlichen Handwerker, von denen die Maurer, Steinhauer und Schuhmacher auch nach außen arbeiten. Überdies sind 5 Schildwirthschaften, worunter 3 mit Bierbrauerei, und 5 Kaufläden vorhanden. Auch fahren zwei Frachtfuhrleute in der Regel wöchentlich zweimal nach Rottweil. Die Vermögensverhältnisse und Mittel des Auskommens der Einwohner sind sehr befriedigend und stehen vielen anderen Orten des Bezirks weit voran; die wohlhabendste Klasse besitzt 50 Morgen, die mittelbegüterte 20–25 Morgen, und die minderbegüterte einen Morgen Grundeigenthum. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig etwa 12 Personen.

Die große Markung, von der übrigens ein namhafter Theil mit Wald bestockt ist, hat, soweit sie dem Feldbau dient, eine ebene Lage mit Ausnahme des Palmbühls und der Abhänge gegen die Thäler, dagegen ist der bewaldete Theil der Markung sehr bergig und liegt hauptsächlich an dem Plettenberg und dessen Ausläufern.

Der mittelfruchtbare Boden besteht vorherrschend aus den Zersetzungsprodukten des Posidonienschiefers und der Opalinusthone, in den Waldungen aus denen des mittleren und oberen braunen Jura und des weißen Jura. Auf der Markung werden blaue Kalke zu Mauersteinen gewonnen, auch sind einige Lehmgruben angelegt. Bei anhaltend nasser Witterung kommen am Plettenberg von Zeit zu Zeit theils minder bedeutende, theils sehr namhafte Erdrutschen vor, eine sehr großartige geschah am 6. Oktober 1851 und verwüstete hauptsächlich die Waldungen und theilweise die Felder auf der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0500.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)