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Seite:OARottweil0358.jpg

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Zahlen geben zusammen 1763; und innen steht an einer Holzsäule die Jahreszahl 1499. Das sehr ansprechende Innere der Kirche ist am spitzen Triumphbogen mit Fresken, im rechteckigen gewölbten Chore mit Ölgemälden geschmückt, und enthält außer schön geschnitzten modernen Chor- und Beichtstühlen verschiedene beachtenswerthe gothische Holzfiguren aus dem 15. Jahrhundert: so auf dem im Zopfstil gehaltenen Hochaltare die Bilder der h. Barbara und der h. Verena, und zwei schön gelockte Lichter tragende Engel, dann auf dem rechten Seitenaltar die h. Anna (sehr schön), auf dem linken Maria mit dem Kinde (4 Fuß hoch). Daneben sieht man (kleiner) in einer Nische eine sehr alte Pieta, Maria mit dem Leichnam des Herrn; ferner an der Südseite ein schönes großes Krucifix im Renaissancestil, mit einem Wappen darunter, und eine nicht mehr zu entziffernde Grabplatte vom J. 1622. Der Taufstein ist neu in hübschem neugothischem Geschmack, die Kanzel, im späten Renaissancestil, wird von den Statuetten der vier Kirchenväter und von gedrehten korinthischen Säulen umgeben. Im Chor eine spätgothische Sakramenthäuschens-Nische. Die alte, nördlich angebaute kreuzgewölbte Sakristei besitzt einen hübschen Abendmahlskelch aus dem 16. Jahrhundert. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Stiftungspflege. Auf dem um die Kirche gelegenen Friedhof stehen viele sehr schöne Schmiedeisenkreuze.

Das hübsche zweistockige, 1725 erbaute Pfarrhaus ist Eigenthum der Stiftung und das 1838 erbaute Schulhaus gehört der Gemeinde; letzteres befindet sich in ziemlich gutem Zustande und enthält außer einem Lehrzimmer und der Wohnung des Schulmeisters auch die Gelasse für den Gemeinderath. Überdieß ist noch ein Schafhaus, ein Wasch- und Backhaus vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern 4 laufende, 33 Schöpf- und ein Ziehbrunnen, welche sämtlich Privaten gehören; sodann fließt die Schlichem durch den Ort, sie tritt nicht selten aus und überschwemmt die Thalwiesen, überhaupt greift das Flüßchen auch bei mittlerem Wasserstand die Ufer, soweit das Bett nicht geradlinig regulirt ist, sehr stark an. Die Markung ist reich an Quellen, die jedoch nicht bedeutend sind.

Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig, sparsam und körperlich kräftig, gegenwärtig befindet sich jedoch nur eine Person im Ort, die über 80 Jahre alt ist. Ihre Nahrungsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Gewerbe; von letzteren dienen die Handwerke, mit Ausnahme einiger Schuhmacher, Maurer und Leineweber, die auch nach außen arbeiten, nur den nöthigen örtlichen Bedürfnissen. Es bestehen 2 Mühlen, eine mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang und

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 358. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0358.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)