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Seite:OANürtingen 134.png

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des Pfalzgrafen Georg Johann von Lützelstein, diese Stadt mit kaiserlicher Erlaubniß so lange zum Widum, bis man sich wegen der Morgengabe der Herzogin Ursula und anderer Anforderungen abgefunden hätte, was in den so verwirrten Zeiten einige Zeit anstand (Sattler Topogr. 164). Im Jahr 1698 starb allda Maria Dorothea Sophia, Wittwe Herzogs Eberhard III., welche seit 1690 hier gewohnt.

Die ältesten bekannten geistlichen und weltlichen Beamten sind: Fridericus plebanus de Niwertingen und Marquardus scultetus in einer Archival-Urk. von 1269 am 28. Mai.

Das Erbschaftsrecht der Stadt Nürtingen, wie solches im Jahr 1509 öffentlich bekannt gemacht wurde, steht bei Fischer Erbfolge 2, 227.

Von Klöstern waren, außer dem bereits erwähnten Salmannsweiler, namentlich Blaubeuren (schon im 12ten Jahrh.) und Weiler (seit 1303) hier begütert.

Die Reformation war im Jahr 1531 schon weit vorgedrungen; Vogt, Bürgermeister und Gericht führten damals bei König Ferdinand Klage darüber, daß die Gefälle, welche bisher einem Schulmeister und Meßner durch Begräbnisse und Jahrtage gefallen, wegen der lutherischen Partei nachließen und daß sie den Meßner und Schulmeister nimmer erhalten könnten, indem die Bürger diesem ihre Jugend nicht mehr anvertrauen wollten (Sattler Topogr. 163). – Über die hiesige Superintendenz ist der allgemeine Theil VII. 2. nachzusehen.

Vor Errichtung des Spitals bestand allhier eine Almosenpflege, zu welcher verschiedene fromme Stiftungen gemacht wurden, z. B. von Graf Ulrich dem Vielgeliebten, † 1480 (jährlich 6 Pfund Heller für Spendbrod an Hausarme auszutheilen), über welche Stiftung Ulrichs Sohn, Graf Eberhard d. J., im Jahr 1480 einen eignen noch vorhandenen Stiftungsbrief ausstellte. Die kluge Verwaltung des Vogtes und Gerichtes bereicherte die Stiftung durch Ankauf von Zehnten in Linsenhofen, Gefällen in Frickenhausen, Tischardt (1507) und Pliezhausen (1524, nebst Antheil am dortigen Patronatrecht). Die Errichtung des Spitals fällt ins Jahr 1526, die Zeit des Ankaufes der Tachenhauser Kirche und deren Zugehörungen (s. dort), der Hauptquelle seines Reichthums. Erzherzog Ferdinand gab am 22. Mai 1526 einen, noch im Original vorhandenen Bestätigungsbrief. Dieser Stiftung wurde sofort die frühere Almosenpflege einverleibt und erstere überhaupt durch viele Erwerbungen bereichert, wovon wir einige namhaftere ausheben: die von den Herrn von Neuhausen im Jahr 1566 erkauften Zehnten von Wolfschlugen, den Kirchensatz in Sielmingen 1532 der Thumbischen Familie

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_134.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)