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Seite:OALudwigsburg0297.jpg

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Pflug, die Walze, die Repssämaschine, haben allgemeinen Eingang gefunden und das einfache Joch hat das lästige Doppeljoch beinahe ganz verdrängt.

Im üblichen Dreifeldersystem werden die gewöhnlichen Getreidearten und von diesen vorzugsweise Dinkel, Hafer und Gerste gebaut; in der beinahe vollständig angeblümten Brache zieht man hauptsächlich Kartoffeln, Angersen, Ackerbohnen, dreiblättrigen Klee, Welschkorn, Riesenmöhren und von Handelsgewächsen Hanf, Mohn, Reps und Zuckerrüben. Zur Aussaat rechnet man auf den Morgen 6–7 Sri. Dinkel, 3–4 Sri. Hafer und 21/4 Sri. Gerste; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9, ausnahmsweise 12–15 Scheffel Dinkel, 6–7 Scheffel Hafer und 5–6 Scheffel Gerste pr. Morgen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich im Durchschnitt zwischen 200 und 420 fl., die geringsten und weit vom Ort entfernten Äcker werden noch mit 150 fl. pr. Morgen bezahlt. Die Größe eines Grundstücks beträgt meist 1/2 Morgen, öfter auch 2–4 Morgen. Von den Felderzeugnissen werden über den eigenen Verbrauch nach Außen abgesetzt etwa 2550 Scheffel Dinkel, 300 Scheffel Hafer, meist an das Militär in Ludwigsburg, und 400 Scheffel Gerste; auch Ackerbohnen kommen in nicht unbedeutender Ausdehnung zum Verkauf, deßgleichen Reps und Kartoffeln.

Der Wiesenbau ist im Verhältniß zu dem bedeutenden Viehstande nicht ausgedehnt, daher auch Futtersurrogate eifrig gepflanzt werden; die Wiesen, denen keine Wässerung zukommt, liefern ein nahrhaftes Futter und zwar von dem Morgen durchschnittlich 25–30 Centner Heu und 12–15 Centner Öhmd. Ihre Preise bewegen sich zwischen 200 und 400 fl. pr. Morgen.

Der früher in geringer Ausdehnung betriebene Weinbau ist in den Mißjahren seit 1812 vollends abgegangen.

Die im Zunehmen begriffene Obstzucht beschäftigt sich hauptsächlich mit den im Bezirk allgemein eingeführten Mostsorten und etwas Tafelobst. Zwetschgen werden wenig gezogen, dagegen hat die Gemeinde auf einer Allmand (Lochrain) gegen 300 Kirschenbäume gepflanzt, die in kurzer Zeit einigen Ertrag versprechen. Das Obst wird theils nach Außen abgesetzt, der weit größere Theil aber im Ort selbst verbraucht.

Gemeindewaldungen sind nicht vorhanden, dagegen haben mehrere Bürger eigene Waldungen (1–4 Morgen). Im Jahr 1854 wurden 59 Morgen Staatswaldungen, welche auf der Markung lagen, an Ortsbürger verkauft und von diesen größtentheils ausgestockt.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 297. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0297.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)