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Seite:OALudwigsburg0125.jpg

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zuerst gestiftete Glocke trägt die Inschrift: Aes servos nequam frugi fac, ordine sancto distribuens panes, pensa, flagella, preces. At Tu, quicquid id est pietatis et aeris et aedis, sume nec aes clangens nos, Deus esse sine!

Für öconomische Zwecke der Anstalt sind vorhanden: der Magazinbau, bestehend aus zwei langen, durch ein Thor getrennten zweistockigen Gebäuden; das Spitalgebäude, früher ein Mädchen-Waisenhaus, erhielt im Jahr 1824 seine gegenwärtige Bestimmung und liegt östlich von dem südlichen Flügel des ersten Gefängnißbaues; es enthält 20 Zimmer und Raum für 80 Kranke. In dem Spital befindet sich auch die Wohnung des Unterarztes und ein besonderes Sectionszimmer; um hiebei die Gesundheitsverhältnisse der Gefangenen gelegenheitlich zu erwähnen, so betrug im Jahr 1857/58 bei der jährlichen Mittelzahl von 546 Gefangenen der höchste tägliche Krankenstand 67, der niederste 30; im Laufe des Jahrs starben 35. Die unter den Gefangenen am häufigsten vorkommenden Krankheiten sind: Katarrhfieber, gastrische Fieber, gastrische und rheumatische Diarrhöen, Lungenfell-Entzündungen, Wassersucht und der in jedem Sommer wiederkehrende Scorbut.

Die Waschküche mit Dampfkessel-Feuerung wurde im Jahr 1836 erbaut; die Wasch für die Anstalt wird von den Gefangenen selbst besorgt.

Als Brodbäckerei und Brodmagazin dienen zwei aneinander gebaute Gebäude, von denen der südliche Theil, die Bäckerei enthaltend, früher zur Tuch-Manufactur gehörig, im Jahr 1852 seine gegenwärtige Einrichtung erhielt, nämlich eine Backküche mit drei Backöfen, zwei Backstuben, zwei Mehlmagazinen und ein Aufseherszimmer.

Ein im Jahr 1754 erbautes Spinnhaus, in welchem später Strohflechtarbeiten betrieben wurden, ist nun dem Kostreicher der Anstalt, sowie einem Aufseher zur Wohnung eingeräumt.

Endlich ist ein eigenes Küchengebäude vorhanden, das im Jahr 1852 neu erbaut wurde.

Außer den Gebäuden gehören zu der Anstalt noch ausgedehnte Hofräume und Gärten, welch letztere den Angestellten der Anstalt und dem jeweiligen Kostreicher gegen Pachtgeld zur Benützung überlassen werden. In den zu den eigentlichen Gefängnißbauen gehörigen Hofräumen, in welchen mit den Gefangenen zur Erholung die sogen. Hofstunde abgehalten wird, sind Blumengärten angelegt.

Das nöthige Wasser liefern 8 Pumpbrunnen, welche sich innerhalb der Anstalt befinden.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0125.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)