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Seite:OABoeblingen229.png

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18. Weil im Schönbuch. 229


Eingang. Auf demselben sitzt ein hölzernes, später aufgebautes Glockenhaus mit einem sechsseitigen ziemlich hohen Zeltdache. Von den in dem Glockenhause hängenden drei Glocken hat die größte die Umschrift: „Zu der Ehr Gottes leit man mich Sidonia Johann Millers Widtib zu Eselingen goß mich.“ Unterhalb stehen die Namen der damaligen geistlichen und weltlichen Behörden nebst der Jahreszahl 1620. Auf der mittleren steht: „Josanna heiß ich, Friedrich Keßler von Stuttgarten goß mich Anno IVSZ (1552?).“ Die kleinste hat die Umschrift: „Johann Jacob Rechlin goß mich in Stuttgart Anno 1738.“

In die zweite Periode gehört das an die Westseite des Thurms im früh germanischen (gothischen) Style angebaute Chor mit Strebepfeilern, zwischen denen sich hohe, schmale Spitzbogenfenster befinden, die in den Bogenfeldern geschmackvolle Füllungen haben. Noch neuer als dieses ist endlich das Schiff, dessen gothische Fenster schon breiter sind und weniger schöne Verzierungen enthalten. Es ist ziemlich breiter als das Chor und verbreiterte sich sogar gegen die westliche Giebelseite noch mehr, so daß die beiden Langseiten desselben nicht einmal parallel laufen. Das Innere der Kirche ist weiß getüncht, geräumig und hell genug, die Decke des Schiffs flach getäfelt und die des Chors hat ein einfaches Kappengewölbe. Im letzteren ist an der Wand ein lebensgroßer Christus und zwei Wappen eines mit der Jahreszahl 1583, in Stuckarbeit angebracht.

Die Baulast der Kirche hat die Stiftungspflege, deren Deficit die Gemeinde deckt. Der Begräbnißplatz, welcher früher um die Kirche lag, ging 1823 ein und ein neuer, 1 Morgen großer, wurde am westlichen Ende des Orts angelegt und mit einer Mauer umgeben. Das alte, aber gut erhaltene Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staate zusteht, liegt frei und angenehm nur 30 Schritte von der Kirche. Es ist bequem eingerichtet und gibt mit dem Ökonomiegebäude und der Mauer das Bild eines gut geschlossenen Pfarrhofes. An einem Eckstein des Pfarrhauses steht die Jahrszahl 1579, welche ohne Zweifel die Zeit der Erbauung angibt. An die Westseite der Kirche ist die ansehnliche ehemalige Bebenhausen’sche Pflege angebaut, welche später als Cameralamtsgebäude benützt und nach Aufhebung des Cameralamtssitzes von der Gemeinde im Jahre 1843 angekauft und als Rathhaus eingerichtet wurde. Das 1837/38 schön und geräumig erbaute Schulhaus liegt unfern der Kirche an der Straße, die von dieser nordostwärts zieht; in einem der Gemeinde gehörigen Nebenhause befindet sich die Wohnung des Lehrers. An der Schule unterrichten: 1 Lehrer, 2 Unterlehrer und 1 Lehrgehülfe. Eine Industrieschule


Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 229. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen229.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)