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Seite:OABoeblingen202.png

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202 Ortsbeschreibung.


Graf Ulrich von Württemberg, welcher es schon am 27. Aug. 1468 um 1000 fl. und die Ermsmühle zu Neckartenzlingen an das Kloster Hirschau veräußerte (Besold 591 – 593), wodurch der Ort zum Klosteramt Hirschau gelangte. Im Jahre 1553, September 18., that indeß der Vogt in Böblingen dem Kloster kund, er habe von Württemberg den Befehl erhalten, wenn von Württemberg ein Vogtgericht gehalten werde, auch dabei zu seyn, da „der Fleck Schaffhausen in seine Amtsverwaltung mit dem Schirm gehöre“ (Besold 621).

Ehe Schaffhausen dem Cameralamt Merklingen (jetzt Sindelfingen) zugetheilt wurde, gehörte er zur vormaligen Kellerei Weil der Stadt.


16. Schönaich
mit der Speidels- und Wolfen-Mühle,

ein Pfarrdorf mit Marktgerechtigkeit, das 2100 evangel. und 15 katholische Einwohner zählt. In einer weiten, fruchtreichen, beinahe ringsum mit Waldungen besäumten Niederung, liegt eben und gesund der große, ziemlich regelmäßig gebaute, mit breiten, gekandelten Straßen versehene Ort, dessen Gebäude mit wenigen Ausnahmen meist alt und minder ansehnlich sind. Die schöne Lage des Orts und die Nähe des Flüßchens Aich mögen zur Entstehung des Ortsnamens Veranlassung gegeben haben. Gesundes Trinkwasser, das ein laufender und mehrere Ziehbrunnen liefern, ist erst seit neuerer Zeit hinreichend vorhanden, da noch vor wenigen Jahren der Ort beinahe jedes Jahr etwas Wassermangel hatte, dem nun durch die Anlage von einigen weiteren Ziehbrunnen abgeholfen wurde. Westlich vom Ort ist auf den Fall der Feuersgefahr eine Wette angelegt. Eine reine, gesunde Luft weht aus den nahe gelegenen Schönbuchswaldungen, welche zugleich den rauhen Nord- und West-Winden den Zutritt etwas erschweren und als Ableiter der schädlichen Gewitter dienen. Das Klima ist daher mild und Feldfrüchte, Obst und sogar Wein gedeihen auf der gesegneten Markung. Die Ernte tritt um 8–10 Tage früher ein als in den übrigen Schönbuchsorten. Am Westende des Dorfes liegt die schöne im einfach germanischen (gothischen) Styl erbaute Pfarrkirche,[1] welche im Jahre 1840 auf die Stelle der alten, baufällig, und für die stark zunehmende Bevölkerung zu klein gewordene, nach dem Entwurf des Professors Heideloff von Nürnberg erbaut


  1. S. die neue Kirche zu Schönaich von C. Schöll, Pfarrer daselbst. Stuttgart (1841) 8.
Empfohlene Zitierweise:
Beschreibung des Oberamts Böblingen, Stuttgart und Tübingen 1850, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABoeblingen202.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)