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Seite:OABalingen0263.jpg

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des Albrecht Georg) und das Mittelwerk so hoch aufzuführen als er kann unters Dachwerk … Auch soll er hinten in beide Seiten und in den Giebel und in die Schäfte Kragsteine machen zu einer Borkirche, und die Giebelwand machen und außen bestechen. Wenn man die Ausführung (der Gewölbe) wieder aufsetzen (anordnen) will, so soll er einen Bogen dazu machen, wo man sie höhen will. Er soll auch die Pfeilerdachung hinten und vornen (der vier äußeren Eckpfeiler) wieder verfassen (abschließen) nach dem jetzigen Dach; und soll man ihm die Bühne machen, so er wölben will … Diesen Bau soll Meister Franz ausmachen in 4 Jahren; davon soll man ihm zu Lohn geben 400 Gulden und 2 Malter Vesen. (Auszug aus der Verdingurk. beim Dek.)

Der Anblick des Innern entspricht genau dem ersten Theil dieses Plans. Doch wenden wir uns zuerst dem Chore zu. Hochschlank, mit schönem Sterngewölbe (auf Konsolen, die z. Th. Masken vorstellen; an den Schlußsteinen: das Balinger, sodann ein Wappen mit schwarzem Kreuz auf rothem Grunde, ein Bischof, Maria mit Kind, zuhinterst, in der letzten Rippendurchschneidung, der Dreisternenschild des Baumeisters Albrecht Georg) mit Monumenten geziert, sonst frei, macht er einen erhebenden Eindruck. Seine Länge beträgt gegen 60 Fuß (= der Breite des Langhauses), seine Höhe wird auf etwa 48 Fuß zu schätzen sein. Ein Triumphbogen mit breiter Leibung und seitlichen Hohlkehlen führt in das mehrere Stufen niedriger liegende Langhaus, dessen Hauptreiz in dem schönen Breitendurchblick durch die (im Profil dem Triumphbogen entsprechenden) Arkaden zu den in Fenstern und Gewölben reich durchgebildeten Seitenkapellen besteht. Mittelschiff und innere Seitenschiffe sind in der Höhe der Kapellengewölbe mit einer hölzernen Felderdecke geschlossen, indeß in alle zwölf Schäfte die Ansätze zu einem Netzgewölbe eingelassen sind und der Vollendung harren, welche, wenn auch in etwas bescheideneren Verhältnissen und schlichterer Ausführung, unser Gotteshaus der herrlichen Heiligkreuzkirche in Rottweil würdig an die Seite stellen würde. Dem jetzigen Gesammteindrucke schaden auch die etwas niederen Emporen der Seitenschiffe und die weit vorspringende westliche Orgelempore, obgleich dieselbe etwas höher als die andere noch auf den alten Kragsteinen ruht. Von der im Anfang des 17. Jahrh. durch den Maler Melch. Drescher aus Rottweil vorgenommenen Ausschmückung der Kirche mit biblischen Historien ist nichts mehr zu sehen.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Balingen. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OABalingen0263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)