Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen | |
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wie der Reiche; wer keinen Heiden oder Mohren machen kann, der findet einen bunten Lappen zum Zigeuner, und wem die Larve fehlt, der färbt sich im Gesicht. Da hat vorhin die Kiderlen, die Vrone, die du kennst, sich Feierwamms und Hosen von ihrem Vetter, meines Hausmanns Buben, abgeholt und er verbutzet147 sich mit seiner Ahne ihrem Hochzeitstaat. Seppe, wir müssen uns für dich bei Zeiten auch nach was umthun. Für jetzo, schätz’ ich aber, hast du das Bett am nöthigsten. – Ach, wohl, Frau Dot! sprach er: und ich wollt’ nur, die Nacht hätt’ ihre acht und vierzig Stund! – Nu, meinte sie, vier hast du bis wir essen, da läßt sich schon ein schön Stück Schlafs vorweg herunter spinnen; – und führte ihn hinauf in eine kleine Kammer, in welcher allezeit ein gutes Gastbett aufgemacht war.
Kaum hatte er sich ausgezogen, und sein zerschelltes, brechliches und ganz vermürbtes Knochenrüstwerk behutsam ausgestreckt, da schlief er auch schon wie ein Dachs, und so in Einem fort, bis Abends spät, wo ihm die Frau eine Suppe mit Fleisch hinauf brachte, und noch ein wenig mit ihm discurirte. Nun wünschte sie ihm Gute Nacht und ging mit ihrem Licht.
Sie war aber die Stiege noch nicht gar hinunter, so ruckt Etwas an seinem Stuhl, ein Lämplein macht die Kammer klar und eine Stimme sagte: Grüß dich
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)