Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen | |
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auf den Zehen an ihrer Schlafkammer vorbei, kam in die seinige, von den Gesellen unberufen, und packte seine Sachen ein, nachdem er erst die guten Kleider aus- und andere angezogen, auch mit herzlicher Reue des Hutzelmanns Schuhe, die es so gut mit ihm gemeint, unter dem Stein hervorgenommen und sie nach langer Zeit das erstemal wieder an die Füße gethan.
Und also schied er auf Zeitlebens aus dem Haus, darin er sich vor wenig Stunden noch als wie in seinem Eigenthum vergnüglich umgeschaut hatte. Er kam an das Liebfrauen-Thor und schellte dem Wächter; der ließ ihn hinaus und war der einzige Mensch in ganz Ulm, welcher ihm Glück auf die Reise gewünscht.
Als er so in der Nacht, auf trockener Landstraße und bei gelinder Luft, nicht völlig eine halbe Stunde weit gewandert war, so regte sich sein Linker allbereits mit Jucken, Treten, Hopsen und sonst viel Ungebühr. So, rief der Seppe grimmig, moinst, dia Gugelfuahr gang wieder an129? I will d’r beizeit d’rfür thua! – saß nieder, riß den linken ab und faßte auch den rechten, – da fiel ihm ein, den könnt’st du anbehalten: mit Einem Fuß im Glück ist besser denn mit keinem! zog also einen Stiefel an zum andern Schuh, probiert’ es eine Strecke, und wahrlich es that gut.
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)