Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen | |
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sagte der Narr: das kommt mir schon recht – vergelt’ es Gott! – und holte sie gleich ab in einem großmächtigen Kräben107, und trug sie auf dem Rücken weg, thalabwärts, wußte auch schon, was anfangen damit.
Am Neckar unter’m Kahlenstein fand er des Grafen Schäfer auf der Weid’ und stellte seine Bürde ein wenig bei ihm ab, erzählte ihm, wie er den Dienst verscherzt und was er da trage. Hiermit hebt denn die Handlung an, und spricht sofort der Narr:
Ich bin jetzt alt und gichtbrüchig,
Und meine Sünden beißen mich;
Drum will ich bau’n ein Klösterlein
Und selber gehn zuerst hinein,
In angenehmer Schauenlichkeit108
Verdrönsgen109 dieses Restlein Zeit.
Spricht der Schäfer:
Klöster bauen kost’t halt viel Geld.
Der Narr:
Just darauf ist mein Sinn gestellt.
Hiezu bedarf es ein Heilthum110,
Daß alle Leut’ gleich laufen drum.
Ein Armes bringt sein Scherflein her,
Der Reich’ schenkt Aecker, Hof, Wald und mehr.
Der Schäfer:
Solch Heilthum kriegen ist nichts Kleins.
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_196.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)