Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen | |
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keine brachte es zum dritten oder vierten Mal glatt aus dem Mund; dadurch gab es viel Lachen. Zum Letzten mußte es die schöne Lau probiren, die Jutte ließ ihr keine Ruh. Sie wurde roth bis an die Schläfe, doch hub sie an, und klüglicher Weise gar langsam:
s’ leit a Klötzle Blei glei bei Blaubeura.
Die Wirthin rief ihr zu, so sei es keine Kunst, es müsse gehen wie geschmiert! Da nahm sie ihren Anlauf frisch hinweg, kam auch alsbald vom Pfad in’s Stoppelfeld, fuhr buntüberecks50 und wußte nimmer gicks noch gacks. Jetzt, wie man denken kann, gab es Gelächter einer Stuben voll, das hättet Ihr nur hören sollen, und mitten draus hervor der schönen Lau ihr Lachen, so hell wie ihre Zähne, die man alle sah!
Doch unversehens, mitten in dieser Fröhlichkeit und Lust, begab sich ein mächtiges Schrecken.
Der Sohn vom Haus, der Wirth, – er kam gerade mit dem Wagen heim von Sonderbuch und fand die Knechte verschlafen im Stall – sprang hastig die Stiege herauf, rief seine Mutter vor die Thür und sagte, daß es Alle hören konnten: um Gotteswillen, schickt die Lau nach Haus! Hört Ihr denn nicht im Städtlein den Lärm? der Blautopf leert
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_151.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)