die kleinsten wären die Zappelfüßler, zu denen sich mein wackerer Feldmesser bekannte, dann kämen Heuschreckenritter, Breitsteißler und sofort, zuletzt die Waidefeger, welche nach der Beschreibung ungefähr die Länge eines halben Mannsarms messen mögen. „Nun,“ fuhr der kleine Prahlhans fort, „treib’ ich aber meine Kunst privatim aus Liebhaberei, mehr wissenschaftlich, reise daneben und verfolge noch einen besondern Zweck, den ich freilich nicht Jedem unter die Nase binde.“
„Ihr habt,“ bemerkte ich, „bei diesen wichtigen Geschäften doch immer hübsch trockenen Weg.“
„All gut,“ versetzte er, „aber auch immer trockene Kehle. Den Mittag schien die Sonne so warm dort in dem Strich über Trier herein, daß ich beinah verschmachtet wär’ – Apropos, guter Freund, füllt doch einmal da meine Wanderflasche.“ „Unser Wein ist aber stark,“ sagt’ ich, indem ich ihn mit einem Tropfen aus meinem Essigkrug bediente. „Hat keine Noth,“ sprach er, und soff mit Macht, wobei er das Mündlein ein wenig verzog. „Was übrigens,“ fuhr er nun fort, „den Weg betrifft, zum Exempel bei Nacht, ja lieber Gott, da ist Einer keinen Augenblick sicher, ob er auf festem Erdreich einhergeht oder im Wasser; das wäre zwar in soweit einerlei, man macht ja keinen Fuß hier naß; hingegen ein Gelehrter, seht,
Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 58. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_058.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)