Zum Inhalt springen

Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 016.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

§. 6. Markgraf Ernst Friedrich, der älteste der 3 Brüder, erreichte am 17. Oktober 1584 mit zurückgelegtem 24. Lebensjahre die Majorennität, so daß am 4. Dezember des gleichen Jahres die Vormundschaft sich auflöste. Zugleich wurde das Land, was nicht in der Absicht des Vaters gelegen hatte, getheilt und jedem der 2 jüngeren Brüder ein Gebiet in dem südlicher gelegenen Oberlande zugewiesen; eine Theilung, die glücklicherweise nur 2 Jahrzehnde bestand. – Als der Gymnasialbau fertig war, eröffnete Ernst Friedrich 1586 die nun beträchtlich erweiterte Mittelschule und das damit verbundene theologische Contubernium oder Convictorium, in welchem immer zwölf künftige Geistliche unter der Aufsicht des Rectors bei einander wohnten und die zum Kirchenamte nöthigen Kenntnisse während eines zweijährigen Aufenthaltes sich erwerben sollten. Wer seine theologischen Studien sodann noch weiter fortzusetzen wünschte, bezog, und zwar die Talentvolleren mit Stipendien versehen, irgend eine Universität. – An den Klassen lehrten 5, später 6 Präceptoren,[1] in den beiden höheren Anstalten der Rector und 4 Professoren; somit finden wir an der nun eröffneten Schule schon im Jahre 1586 eine Zahl von 10 Lehrern, welche, Straßburg ausgenommen, in keiner süddeutschen Schulanstalt jener Zeit größer war. – Von den weiteren Schicksalen des Gymnasiums unter Ernst Friedrich’s Regierung ist, da die Akten in späteren Verheerungskriegen zu Grunde gegangen sind und kein Lehrer kurz vor oder doch bald nach dem 30jährigen Kriege sich die Mühe nahm, die Geschichte der Schule in einer Druckschrift


Programm vom 17. Januar 1688 und Sachs Beitr. 177 geben den Martin Blank als frühesten Gymnasialrector in Durlach an. Lassen wir die von ihnen aufgestellte Rectorenreihe unverändert, so bemerken wir doch, daß Blank zwar Rector der Durlacher Mittelschule, aber noch vor der Eröffnung des Gymnasiums war.

  1. In der Stipendienstiftung des Markgrafen Georg Friedrich vom 23. April 1614 heißt Quinta noch immer die unterste Klasse; erst 1623 erzählt Jüngler’s Manuscript de origine Marchionum von 6 Klassen, die damals, so scheint es, schon längere Zeit bestanden.