erkannte dem Kölner Architekten Joh. Jak. Claasen den Preis zu. Sein Plan hat jedoch mancherlei Abänderungen erfahren, die von dem Dombaumeister Zwirner, bezw. den damals beim Dombau mitthätigen Architekten Fr. Schmidt und Vinc. Statz herrühren. Die Leitung des Neubaus überwies man dem zweiten Stadtbaumeister Julius Raschdorff und dem Bauführer Krohn.
Dieser Anbau, mit einer Strassenfronte von 49 Fuss 7 Zoll an der Martinsstrasse und 55 Fuss 8 Zoll an der Westseite bei St. Alban, ist im Aeussern in gleichem Stil mit dem Hause Gürzenich ausgeführt und steht mit dem Hauptsaal durch fünf grosse Glasthüren in Verbindung. Er enthält die breiten steinernen Treppen, welche zum Saal führen; sieben Sterngewölbe mit Oberlichtern in Glasmalerei befinden sich im Treppenhaus. Zu den Räumlichkeiten des Anbaus gehören zwei neue Säle, wovon der eine an Flächengehalt etwa 2000, der andere etwa 1250 Quadratfuss hat. Sie werden hauptsächlich zu musikalischen und gesellschaftlichen, mitunter auch zu geschäftlichen Zwecken (z. B. General-Versammlungen des Dombau-Vereins, des historischen Vereins für den Niederrhein u. s. w.) benutzt. Einen derselben schmücken historische Gemälde von Adolf Schmitz in Düsseldorf, unter denen sich der Einzug der Prinzessin Isabella von England, als Braut Kaiser Friedrichs II., zu Köln im Jahre 1235 befindet, wovon dieser Saal auch „Isabellen-Saal“ genannt wird. Ein Theil der vielen übrigen Räume ist einem Wein- und Speisewirth übergeben, der bei Bedarf auch die Verpflegung in den grossen Sälen zu besorgen hat. Die Baukosten betrugen 189 672 Thaler, ohne die Dekorationsarbeiten und Tapezierungen.
Beim Umbau des alten Saales wurden die massiven mittlern Pfeiler, welche die Decke trugen, entfernt. Statt ihrer theilen zwei Reihen leichter achteckiger Säulen von Eichenholz (im Ganzen 22) den Saal jetzt in drei Langschiffe, von denen das mittlere oder Hauptschiff 43 Fuss breit und 45 hoch ist (22 Fuss höher als ehedem); die Seitenschiffe haben 11 Fuss, bezw. 19 bis 21 Fuss Breite und 25 Fuss Höhe (2 Fuss höher als zuvor). In den Seitenschiffen sind an den Längenseiten Galerien, an den Querwänden über dem Säulenraum westwärts eine Orgel, an der Ostseite eine Orchesterbühne angebracht. In dem Hauptschiff erhebt sich am Westende eine geräumige, amphitheatralisch aufsteigende Emporbühne, auf welcher 500 Personen Platz finden; nöthigenfalls kann sie nach beiden Seiten hin mehr ausgedehnt werden. Ihre
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_65.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)