nahe liegende Programm dieses ersten Jahres. Bei der Wiederkehr 1824 wurde auch der Gürzenich-Saal in den Plan für das lustige Treiben hineingezogen. Am Karnevals-Montag, dem Tag des grossen Umzugs, wurde hier gegen 9 Uhr Abends ein Maskenball eröffnet, der gegen vierthalbtausend sorgenfreie, glückliche Menschen vereinigte. In dem bunten Gewirr der Masken, der Trachten aus allen Volksstämmen und Zeitaltern, sah man sich auf den Markt der Welt geführt. Der Gürzenich-Saal war in des Wortes schönstem Sinne ein Freudentempel geworden. Nichts natürlicher, als dass, nach dem alle Erwartungen übertreffenden Gelingen des ersten Versuchs, die Gürzenich-Bälle für alle Folgezeit nicht mehr von den Vergnügungen des Karnevals zu trennen waren, um so mehr, als auf die prachtvolle und humoristische Ausstattung des Saales immer grössere Geldmittel verwendet wurden, was die Anziehungskraft noch verdoppeln musste. Es kam später dahin, dass neben dem Montagsball, wo sich die Masken des grossen Zuges zusammenfinden, ein zweiter Ball für den Dienstag eingeführt wurde.
Auch der Malerkunst machte sich der Gürzenich-Saal dienstbar. Der Kölnische Kunstverein, 1839 gegründet, veranstaltete hier während einer Reihe von Jahren seine Ausstellungen. Gleich im ersten Jahre zählte der Katalog 525 Nummern, wobei sich fast 400 Oelgemälde befanden; im übrigen sah man Aquarelle, Handzeichnungen, Glas- und Porzellan-Malereien, Kupferstiche, Lithographien nebst vielen plastischen Kunstwerken in Marmor, Gips, Wachs und Metall. Die vorzüglichsten Kunstschulen Europas hatten sich, bereitwillig entgegenkommend, durch werthvolle Sendungen betheiligt. Das junge Institut fand eine immer regere Betheiligung und hat sich viele Jahre in den ursprünglichen Einrichtungen erhalten, so dass der Gürzenich-Saal während der schönen Jahreszeit sowohl den Kölnern als den zahllosen Fremden stets einen reichen und belehrenden Kunstgenuss bot. Später trat eine permanente Ausstellung an die Stelle der ursprünglichen periodischen, wofür der Verein ein in der Glockengasse gelegenes Lokal wählte, bis ihm 1861 in dem neu erbauten städtischen Museum Wallraf-Richartz eine Reihe von Sälen eingeräumt wurde.
Im Jahre 1854 veranstaltete der Verein für christliche Kunst eine Ausstellung altdeutscher und altitalienischer Gemälde in dem Saale des Gürzenich. Die aufgenommenen Bilder waren sämmtlich aus der Stadt Köln gewählt, der bei weitem grösste Theil aus den
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_54.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)