einen grossartigen Eindruck nicht verfehlte. Friedrich Schneiders Oratorium: Das Weltgericht, kam am ersten Tage, unter der Leitung des Musikdirektors Burgmüller aus Düsseldorf, zur Aufführung. Im Jahre 1824 wurde das Fest am 6. und 7. Juni zum zweiten Mal in Köln gefeiert und die Zahl der Mitwirkenden hatte sich auf nahezu 480 gesteigert. Ein von Friedrich Schneider für diese Gelegenheit eigens komponirtes grosses Oratorium: Die Sündfluth, mit Text von Everhard von Groote in Köln, wurde für den ersten Tag, den Pfingstsonntag, bestimmt und fand den begeisterten Beifall der den ungeheuern Saal dicht füllenden Zuhörer. Für den zweiten Tag waren hauptsächlich Werke von Ludwig van Beethoven und Ferdinand Ries gewählt, zwei Meister, die das Rheinland mit Stolz zu seinen Söhnen zählt. Im Jahre 1828 brachte Bernhard Klein, ein geborener Kölner, sein Oratorium: Jephtha, am ersten Tage des Musikfestes in Köln zur Aufführung – ein ausgezeichnetes Werk, womit sich der talentvolle Komponist den reichsten Beifall errang. Und so haben noch bis zur Gegenwart die drei Nachbarstädte Köln, Aachen und Düsseldorf (Elberfeld ist seit lange ausgeschieden) an dem edeln Bündniss festgehalten, und bieten, von Jahr zu Jahr abwechselnd, in den schönen Pfingsttagen den Freunden und Verehrern der Musik, der seelenvollsten aller Künste, wahre Hochgenüsse. Die Zahl der Mitwirkenden für Orchester und Gesang ist in jüngerer Zeit bedeutend gestiegen und das Fest auf drei Tage ausgedehnt worden.
Der Kunst folgte sehr bald der Frohsinn, um da, wo er in frühern Zeiten oft geweilt, von neuem seinen Einzug zu halten. In den Fastnachtstagen 1822 wurde bei einem zum Besten der Armen gegebenen Maskenball zum ersten Mal nach Jahrhunderten wieder in dem Gürzenich-Saal getanzt. Im Jahre 1823 trat dann eine Gesellschaft lebensfroher Männer aus den gebildeten Ständen zusammen, um dem Karneval, dem altherkömmlichen heitern Volksfest der Kölner, einen neuen und dauernden Aufschwung zu geben, ihn aus den Privatkreisen in die Oeffentlichkeit zu tragen und ihm auf diese Weise das Gepräge eines allgemeinen Volksfestes zu verschaffen. Die Verwirklichung dieser Idee bestand darin, dass man die früherhin vereinzelt herumgezogenen kleinen Banden zu einem Ganzen vereinigte und dadurch einen grossen, glänzenden und sinnvollen Maskenzug zu Stande brachte. Der Einzug des Helden Karneval, um die alte Herrschaft über Köln für die ihm angehörenden drei Tage wieder zu übernehmen, war das ebenso glückliche wie
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_53.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)