auch das übrige Kölner Land, die freie Reichsstadt Köln mit einbegriffen, sah mit äusserster Angst und Sorge der Entwicklung der Dinge entgegen. Da wandten Stadt und Domkapitel sich mit dringendstem Hülferuf an den Kaiser, „und die Herzukunft Kaiser Friedrichs geschah nicht ohne grosse treffliche Liebniss der Stadt Köln an den Kaiser“ (Chronik). Eine mehr als zweideutige Rolle hatte bei diesen Bedrängnissen ein benachbarter Fürst, der Herzog Wilhelm von Jülich, gespielt. Nicht nur unterliess er es, seine Macht zur Abwehr des burgundischen Eindringlings mit zu verwenden, oder doch eine völlig neutrale Stellung zu behaupten — nein, um sein Land vor den Angriffen des gefürchteten Fremdlings sicher zu stellen, hatte er es nicht verschmäht, die wilden Horden desselben mit Lebensmitteln zu unterstützen. Doch hören wir, was die Chronik darüber meldet: „In demselben Jahre (1475) schickte der Kaiser Boten zu dem Herzog von Jülich, zu ihm zu kommen nach Köln, ihm Beistand zu thun. Er kehrte sich nicht daran und kam nicht. Da liess ihn der Kaiser nach Köln vorladen. Da schickte er seine Räthe nach Köln. Und der Kaiser sass zu Gericht auf Gürzenich gegen diesen Herzog und wollte ihn absetzen und seines Landes berauben, und seine Räthe verantworteten ihn vor dem Kaiser und den Fürsten aufs beste, wie sie vermochten, und er musste selbst persönlich nach Köln kommen nach etlichen Tagen, was er auch that. Der Herzog von Jülich speiste den Herzog von Burgund aus seinen Landen nach seinem ganzen Willen, was er auch thun musste, denn wäre dem Herzog das geweigert worden, so wäre er auch überfallen worden.“ Vor dem strengen Richterstuhl seines Kaisers, des Reichsoberhaupts, beugte sich aber bald die Widerspenstigkeit des Herrn von Jülich; er fügte sich dem kaiserlichen Gebot, und der ernste Gerichtssaal verwandelte sich noch an demselben Tage in einen Tempel der Freude. Die Gerichtssitzung fand am 14. April statt. Herzog Gerhard und der Jungherzog Wilhelm waren die Vorgeladenen.
Das Jahr 1477 brachte ein höchst wichtiges und glückliches Ereigniss für das Kaiserhaus: die Vermählung Maximilians mit Maria, der Erbin von Burgund. Gegen Ende des Monats Juni kam der Erzherzog mit den ihn begleitenden Herren nach Köln; sie verweilten hier fast einen Monat lang. Eine Gesandtschaft von Edelleuten aus Burgund erschien, um den Bräutigam abzuholen. „Auf St. Peters-Abend der Kettenfeier zog des Kaisers
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_27.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)