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Seite:Merlo - Haus Gürzenich zu Köln - 15.jpg

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bekrönt. Zahlreiche hohe Kreuzfenster führen sowohl dem untern wie dem obern Raum das Tageslicht zu. An den vier Ecken und in der Mitte der nach Norden und Süden gerichteten Längenseiten springen sechs Erkerthürmchen in zierlicher Konstruktion hervor. Die Haupt-Giebelseite, aus Quadern erbaut, steht gegen Osten zur Strasse Oben-Mauern, der jetzigen Martinsstrasse, hin. Hier sieht man über den beiden grossen, spitzbogigen Einfahrtsthoren auf Steinkonsolen, unter bleiernen Bedachungen[1], die steinernen Standbilder zweier berühmter Helden aus Kölns frühester Vorzeit aufgestellt, des Markus Vipsanius Agrippa, ersten Gründers der Stadt, und des volkstümlichen Marsilius, von welchem sich das Holzfahrtsfest[2] herleitet. Der Sage nach soll bei einer Belagerung die Stadt durch Mangel an Brennholz in die äusserste Noth versetzt, dann aber durch die Tapferkeit und Klugheit des Marsilius mit neuem Vorrath versehen worden sein. Ursprünglich sollen den Statuen goldene Inschriften beigefügt gewesen sein[3]:

„Der herliche Marcus Agrippa eyn Heydensch Man
Vur gotz geburt Agrippinam nu Coelne began.“


seit römischer Zeitrechnung die erste nachweisbare Wiederverwendung dieses Materials sei. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer für die Jahre 1370–1380 (Stadtarchiv) enthält jedoch schon eine Menge Positionen, welche die Beschaffung von Ziegelsteinen (Tzeilsteyne) betreffen. Am Mittwoch nach dominica sacramenti 1379 findet sich auch der Ziegelbäcker Johann genannt. In den Rathsprotokollen findet man beim Jahre 1411 eine interessante Eintragung „Von den Zielsteynen“. Es waren damals Klagen eingelaufen, dass die Ziegelsteine nicht mehr in herkömmlicher Weise formirt und gebacken würden. Der Rath verordnete, dass die Ziegelbäcker zum alten Brauch zurückkehren sollen, so dass 4 Ziegelsteine eines Fusses Dicke, jeder einzelne eines Fusses Länge und zwei eines Fusses Breite haben müssten. Dem Stadtwerkmeister Clais wurde die Beaufsichtigung auf seinen Eid anbefohlen.

  1. Sie sind neu angefertigt in ärmlicher Plumpheit; die alten waren kunstreich und schön.
  2. Das Holzfahrtsfest wurde in frühern Jahrhunderten öffentlich gefeiert. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts finde ich dasselbe sogar einmal auf das Gebiet der Heiligkeit versetzt. Das Ausgabebuch der Mittwochs-Rentkammer für die Jahre 1370–1380 erwähnt nämlich im Jahre 1375, am Tage „dominica post octavas penthecostes feria quarta post“ einer Ausgabe von 49 Mark 4 Schillingen, welche „unsere Herren am Tage der heiligen Holzfahrt (in die sancti holzfart)“ gemacht.
  3. „Aureus scriptus versiculus“ sagt Winheim in seinem Sacrarium Agrippinae (Ausg. v. 1736) p. 2. Der Wortlaut wird mit Varianten angegeben.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Jakob Merlo: Haus Gürzenich zu Köln, sein Saal und dessen Feste. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1885, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Merlo_-_Haus_G%C3%BCrzenich_zu_K%C3%B6ln_-_15.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)