Agrarpolitik möchte ich heute besprechen. Ich möchte vielmehr an die Thatsache anknüpfen, daß eine solche Frage bei uns Allen überhaupt entsteht, daß wir das Deutschtum des Ostens als solches für etwas halten, das geschützt werden und für dessen Schutz auch die Wirtschaftspolitik des Staates in die Schranken treten soll. Es ist der Umstand, daß unser Staatswesen ein Nationalstaat ist, welcher uns das Recht zu dieser Forderung empfinden läßt.
Wie verhält sich aber die volkswirtschaftspolitische Betrachtung dazu? Sind für sie derartige nationalistische Werturteile Vorurteile, deren sie sich sorgsam zu entledigen hat, um ihren eigenen Wertmaßstab, unbeeinflußt durch Gefühlsreflexe, an die ökonomischen Thatsachen legen zu können? Und welches ist dieser „eigene“ Wertmaßstab der Volkswirtschaftspolitik? Dieser Frage möchte ich in einigen weiteren Ueberlegungen näher zu kommen versuchen. –
Auch unter dem Schein des „Friedens“, das zeigte sich
Max Weber: Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Max_Weber_-_Der_Nationalstaat_und_die_Volkswirtschaftspolitik_Seite_15.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)