wäre es zwar demüthigend; doch könnte ich es mir Gefallen lassen, dieses Mitleiden der Freunde, deren Söhne oder Verwandte ich aus der Gefangenschaft auslöste, der Väter, deren Töchter ich ausstattete, der Bekannten, deren Schulden ich zahlen half.“
46. „Und wenn auch die Herrschaft über Inseln und Meere, zu welchen ich den Athenern verholfen, mich nicht retten kann, so erbitte ich meine Rettung von Neptun, dem Gotte dieses Tempels, von diesem Altar und von den heiligen Gesetzen! Wofern aber Neptun die Unantastbarkeit seines Heiligthums nicht bewahren kann, oder es seiner nicht für unwürdig hält, den Demosthenes an den Archias zu verrathen, nun, so will ich auch dem Antipater eben so wenig schmeicheln als diesem Gotte, und sterben. Es stand nur bei mir, die Macedonier mir zu bessern Freunden zu machen, als es die Athener sind, und so glücklich zu werden, als ihr jetzt seyd, wenn ich mit Callimedon, Pytheas und Demades mich hatte zusammenstellen wollen. Es wäre auch jetzt noch nicht zu spät, meine Gesinnung zu ändern, wenn mich nicht der Töchter des Erechtheus und des Codrus Beispiel beschämte. Ich mag darum nicht untreu werden, weil es mir das Glück geworden ist. Das ehrenvollste Asyl ist der Tod: er gewährt Sicherheit gegen jegliche Schmach. Und so will ich, so viel an mir ist, den Athenern die Schande nicht anthun, freiwillig in die Sclaverei zu gehen, und die Freiheit, das schönste Sterbegewand, von mir zu werfen.“
47. „Wie erhaben ist, was der tragische Dichter von der geopferten Polyxena sagt:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1782. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1782.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)