Weil du mir befiehlst, mein König, Alles zu sagen, so vernimm denn, was er sprach: „Die Macedonier,“ sagte er, „sind zu Allem fähig, und es ist mir gar nicht unerwartet, wenn sie den Demosthenes mit denselben Mitteln, wie einst Amphipolis, Olynth und Oropus in ihre Hände zu bekommen suchen.“ Dergleichen Aeußerungen that er mehrere. Und ich habe Schnellschreiber zu Hülfe genommen, die Alles aufzeichnen mußten, was er sprach, damit Nichts für dich verloren ginge. „Allerdings,“ sagte er unter Anderem zu mir, „mag ich schon deßwegen nicht in Antipaters Nähe kommen, weil ich Folter und Tod zu befürchten habe. Aber auch wenn es so wäre, wie du sagst, so hätte ich mich nur um so mehr vor Antipater zu hüten, damit ich mich nicht durch das Geschenk des Lebens von ihm bestechen ließe, die Sache Griechenlands, auf dessen Seite ich mich gestellt, im Stiche zu lassen, und auf die Macedonische überzuspringen.“
45. „Es wäre rühmlich für mich, Archias, wenn ich mein Leben dem Piräeus und der Triere verdankte, welche ich dem Staate geschenkt, oder der Mauer und den Gräben, die auf meine Kosten gezogen worden, der Pandionischen Zunft, für welche ich freiwillig die Choregie leistete, dem Solon und Dracon und dem Volke, dessen Freiheit ich wahrte, dem Rednerstuhle, auf welchem ich so offen sprach, den Kriegsbeschlüssen und trierarchischen Gesetzen, welche ich zu Stande brachte, den Tugenden und Trophäen der Voreltern, an welche ich erinnerte, der Liebe meiner Mitbürger, die mir so oft mit ihren Kränzen lohnten, der Macht Griechenlands, die durch mich bis jetzt aufrecht erhalten worden – ja! wenn ich es auch nur dem Mitleiden verdankte, so
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1781. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1781.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)