hat. Und da euch dieses nicht gelang, gedenkt ihr ihn einzuschüchtern, den Mann, der längst schon entschlossen ist, sein Leben an das Schicksal seines Vaterlandes zu knüpfen? Ihr nehmt es ihm übel, wenn er eure Unternehmungen heftig angreift; mit doch hat er sich nie gescheut, auch dem Athenischen Demos die derbsten Wahrheiten zu sagen. Ihr wisset also nicht, daß Demosthenes aus reiner Vaterlandsliebe für den Staat arbeitet, und daß ihm das öffentliche Leben nur Uebungsschule seiner Weisheit ist.“
42. Alles Dieses, mein Archias, hat mir das lebhafte Verlangen eingeflößt, ihn bei mir zu haben, seine Ansichten über die gegenwärtige Lage der Dinge aus seinem eigenen Munde zu vernehmen, und so oft ich das Bedürfniß fühlte, von den zudringlichen Schmeichlern, die mich immer umgeben, mich loszumachen, die aufrichtige Meinung eines freisinnigen Mannes mir sagen zu lassen, und einen wahrheitsliebenden Rathgeber an ihm zu besitzen. Denn ich hätte nicht Unrecht, ihm bemerklich zu machen, wie wenig es die undankbaren Athener um ihn verdienten, daß er sein ganzes Leben daran setzte, ihnen zu dienen, während es ihm frei gestanden, wohlgesinntere und treuere Freunde zu haben.
Archias. O, mein König, das Uebrige möchtest du vielleicht von ihm erhalten haben. Aber mit diesem Letzten hättest du gewiß Nichts bei ihm ausgerichtet, so leidenschaftlich war er für sein Athen eingenommen.
Antipater. Nun denn, mag dem also seyn. Aber sage mir, Archias, wie starb er denn?
43. Archias. Du wirst ihn nun nur noch mehr bewundern, o König. Wir selbst, die Augenzeugen seines Todes,
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1779. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1779.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)