Antipater. Warum habt ihr euch seiner nicht lebendig bemächtigt?
Archias. Wir thaten es.
Antipater. Er ist also auf der Reise gestorben?
Archias. Nein, er starb, wo er war, zu Calauria.
Antipater. Unfehlbar in Folge eurer Nachlässigkeit? Ihr habt wohl für den Mann keine Sorge getragen?
Archias. Es stand nicht in unserer Macht.
Antipater. Du sprichst in Räthseln, Archias, ich verstehe dich nicht. Ihr habt ihn lebendig ergriffen, und hattet ihn nicht in eurer Gewalt?
30. Archias. Du hattest uns befohlen, keine Gewalt gegen ihn zu brauchen. Und wirklich wären wir mit Gewalt auch nicht weiter gekommen. Gleichwohl waren wir im Begriffe, welche anzuwenden.
Antipater. Schlimm genug, daß ihr dieß versuchtet! Gewiß hat diese Gewalt seinen Tod herbeigeführt.
Archias. Wir haben ihn nicht getödtet. Aber Zwang anzuwenden waren wir genöthigt, weil Zureden Nichts helfen wollte. Uebrigens, mein König, was hättest du dabei gewonnen, wenn er auch lebend angekommen wäre? Du wolltest doch wohl nichts anders, als ihn tödten lassen.
31. Antipater. Ihn tödten lassen? Nein, Archias, da kennst du mich nicht, und bedenkst auch nicht, Wer Demosthenes war. Glaubst du etwa, daß es das Nämliche sey, einen Demosthenes bei sich zu sehen, und jene heillosen Bursche den Himeräus aus Phalerus, Aristonicus aus Marathon, Eucrates aus dem Piräeus, in seine Gewalt zu
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1771. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1771.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)