nicht möglich wäre, alles Gute und Wohlthätige an ihnen einzeln aufzuführen. So wird es also auch Demosthenes nicht verübeln, wenn er auch nur nach einer einzigen seiner vortrefflichen Eigenschaften gelobt wird, in Betracht, daß zu einer angemessenen Lobrede auf den ganzen Inbegriff seiner Vorzüge sein eigenes Rednertalent kaum hinreichte.
23. So differirte Thersagoras, als ich endlich einfiel und sagte:
Lycinus. Es will mich bedünken, Freund, du wollest mir mit allem Diesem blos Das beweisen, daß du noch mehr seyn kannst, als ein guter Dichter: sonst hättest du mir wohl nicht den ganzen Demosthenes zum Besten gegeben, und dich außer deiner Poesie noch obendrein mit Prosa befaßt.
Thersagoras. Indem ich dir nur die Leichtigkeit deines Unternehmens vorstellen wollte, wurde ich unvermerkt veranlaßt, den Gegenstand weiter zu verfolgen: vielleicht auch, daß du jetzt deiner Sorge in Etwas entledigt, und nun geneigter bist, mein Gedicht anzuhören?
Lycinus. Du hast gleichwohl Nichts ausgerichtet, glaube mir’s, lieber Freund. Im Gegentheil – ich besorge, das Uebel ist noch ärger geworden.
Thersagoras. Meinst du? Du hätte ich eine schöne Kur gemacht.
Lycinus. Du scheinst mir gar nicht zu wissen, wo mir’s fehlt: und da hast du’s denn gemacht, wie manche Aerzte, die den faulen Fleck nicht finden, und auf einen gesunden Theil loskuriren.
Thersagoras. Und wie so?
Lycinus. Du hast Dasjenige unschädlich zu machen
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1766. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1766.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)