und wie ich sehe, befindest du dich eben in schönster Muße.
3. Lycinus. O du Glücklicher! Dir ist, wie Dem, der im Wettlauf gesiegt, und nachdem er sich den Staub abgewaschen, sich nun hinsetzte, um den übrigen Wettspielen behaglich zuzusehen, und mit einem Ringkämpfer plaudern wollte, der mit jedem Augenblick den Aufruf zum Kampf erwartete. „Vor der Schranke, wie ich, würde dir das Plaudern vergehen,“ sagte Dieser. So erscheinst du mir gerade. Du hast den poetischen Dauerlauf siegreich bestanden, und willst nun deinen gnädigen Scherz mit einem Manne haben, der zaghaft das ungewisse Glück des Stadiums erst noch versuchen will.
Thersagoras. (lachend) Was doch der Mann für ein verzweifeltes Unternehmen vorhaben muß!
4. Lycinus. Scheint dir etwa Demosthenes in Vergleichung mit Homer so unbedeutend zu seyn? Und hast du allein das Recht, auf dein Lob Homer’s dir Etwas einzubilden; mein Demosthenes dagegen soll wenig oder Nichts gelten?
Thersagoras. Boshafter! Das sey ferne, einen Streit zwischen diesen beiden Heroen erregen zu wollen: wiewohl ich geneigter bin, mich auf Homer’s Seite zu stellen.
Lycinus. Nun gut; ich aber werde es mit Demosthenes halten, meinst du nicht?
5. Wenn es aber nicht des Gegenstandes wegen ist, daß du mein Beginnen gering achtest: so liegt am Tage, daß in deinen Augen nur ein poetisches Werk Etwas gilt, und daß du auf unsere rhetorischen Aufsätze eben so vornehm herabsiehst,
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1754. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1754.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)