den dieser Zustand befällt, reißt sich die Kleider vom Leibe, rennt unter lautem Schreien mitten in den Kreis der Priester hinein, ergreift dort eines der Schwerter, die seit vielen Jahren, wie es scheint, hiezu in Bereitschaft stehen, verschneidet sich damit, und läuft durch die Stadt, indem er in den Händen hält, Was er sich abgeschnitten. Und in welches Haus er es hineinwirft, aus demselben erhält er weibliche Kleidung und weiblichen Putz. Also verfahren sie bei der Verschneidung.
52. Wenn ein Galle gestorben ist, so wird er nicht begraben, wie andere Leute, sondern seine Freunde nehmen ihn auf die Schultern und tragen ihn vor die Stadt hinaus. Hier legen sie ihn sammt der Tragbahre, auf welcher sie ihn brachten, nieder, bedecken ihn mit Steinen, und begeben sich wieder nach Hause. Und nun müssen sie sieben Tage abwarten, bis sie den Tempel wieder betreten dürfen; wenn sie früher hineingingen, wäre es ihnen Sünde.
53. Sie beobachten in dieser Hinsicht noch folgende andere Gesetze: Wer einen Todten gesehen hat, kommt an diesem Tage nicht in das Heiligthum: am folgenden Tage reinigt er sich und tritt ein. Die Angehörigen des Verstorbenen aber warten Alle die Frist von dreißig Tagen ab, scheren sich dann das Haupt, und treten ein. Ehe sie Dieses thun, ist es ihnen Sünde, hinein zu gehen.
54. Die Thiere, so sie opfern, sind Stiere und Kühe, und Ziegen, und Schafe. Schweine allein sind ihnen ein Gräuel; sie opfern sie nicht, noch essen sie welche. Einige aber glauben, dieß geschehe, nicht weil sie ein Gräuel, sondern weil sie heilig seyen. Von den Vögeln gilt ihnen die
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1749. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1749.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)