heißen. Als ich dort war, sah ich ihrer mehr als dreihundert bei einem Opfer zugegen. Alle tragen weiße Gewänder und Hüte. Jedes Jahr wird wieder ein neuer Oberpriester eingesetzt: und dieser allein trägt einen Purpurmantel und hat eine goldene Tiara um das Haupt gewunden.
43. Außer Diesen gibt es noch ein Menge zum heiligen Dienst gehöriger Leute, Flötenbläser, Pfeifer, Gallen, und vom heiligen Wahnsinn ergriffene Weiber.
44. Alle Tage wird zweimal geopfert, wobei sich alle diese Leute versammeln. Dem Jupiter opfern sie ganz in der Stille, ohne Gesang und Flötenspiel. Aber wenn der Gottesdienst der Juno angeht, so singen sie und pfeifen und klappern. Warum dieß geschieht, wußten sie mir nicht deutlich zu sagen.
45. Nicht ferne von dem Tempel ist ein See, in welchem heilige Fische in großer Anzahl und von den verschiedensten Gattungen gefüttert werden. Einige derselben erreichen eine ungemeine Größe, haben ihre eigenen Namen und kommen herbei, wenn man sie ruft. Als ich sie sah, war einer unter ihnen, der eine goldene Verzierung trug. An seinen Floßfedern nämlich war eine Goldarbeit gar künstlich angebracht. Ich habe ihn oftmals gesehen und jedesmal hatte er diese Verzierung.
46. Die Tiefe des Sees, welche sehr bedeutend ist, habe ich zwar nicht untersucht: sie sagen aber, daß dieselbe über zweihundert Klafter betrage. In der Mitte des Sees steht ein steinerner Altar, der, beim ersten Aublick wenigstens, sich schwimmend über dem Wasser zu halten scheint: und Viele glauben dieß wirklich. Meine Meinung aber ist,
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1746. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1746.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)