dem Tode des Hephästion wollte nämlich Alexander zu seinen übrigen Großthaten auch diese hinzufügen, daß er den verstorbenen Liebling zu einem Gotte ernannte. Unverzüglich erbauten die Städte diesem neuen Gotte Tempel, weiheten ihm heilige Bezirke, errichteten Altäre, stifteten Opfer und Feste, und der höchste Schwur in Aller Mund war jetzt Hephästion. Lächelte nun Einer über dieses Treiben, oder erschien er auch nur nicht andächtig genug dabei, so hatte er seinen Kopf verwirkt. Diese kindische Liebhaberei des Alexander wußten seine Schmeichler zu benützen; und sie unterließen nicht, ihn immer mehr zu erhitzen, indem sie von Träumen und Erscheinungen des Hephästion erzählten, und wunderbare Heilungen und Orakel ihm zuschrieben. Am Ende opferten sie ihm gar als „dem hülfreichen, Unheil abwendenden Gotte.“ Alexander hatte seine Freude daran, glaubte es am Ende selbst und wußte sich nicht wenig damit, daß er nicht bloß des höchsten Gottes Sohn, sondern auch im Stande sey, selbst Götter zu schaffen. Es läßt sich denken, daß um jene Zeit Manche aus Alexanders Umgebungen schlechten Vortheil von der Göttlichkeit Hephästion’s hatten, indem sie auf die Beschuldigung hin, daß sie der allgemein anerkannten Gottheit ihre Verehrung versagten, der Gnade des Königs für verlustig erklärt und fortgejagt wurden.
18. So fehlte z. B. nicht viel, daß Agathocles aus Samos, einer der Unterfeldherrn des Alexander, bei welchem er sehr viel gegolten, zu einem Löwen eingesperrt worden wäre, weil man über ihn ausgesagt hatte, er hätte im Vorbeigehen an des Hephästion Grab Thränen vergossen. Zum Glücke kam ihm noch Perdikkas mit der bei allen Göttern
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1452. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1452.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)