nichts Göttlichem wissen wolle, und die Vorsehung läugne. Diese Worte treffen Jenen wie einen Bremsenstich in die Ohren: augenblicklich steht er in Feuer und Flammen, und wendet sich mit Abscheu von seinem Freunde, ohne sich zu gedulden, bis er die Sache genauer untersucht hätte.
15. Kurz – immer sinnen sie auf solche Aussagen, von welchen sie wissen, daß sie am meisten geeignet sind, Widerwillen gegen den Verläumdeten bei ihrem Zuhörer hervorzubringen: immer zielen sie mit ihren Geschossen auf den verwundbarsten Punkt desselben, damit er, durch die erste Hitze ausser Fassung gesetzt, sich nicht Zeit nehmen möge, die Wahrheit zu erforschen, und, in Beschlag genommen durch das Ueberraschende der vermeintlich wahren Aussage, einer etwaigen Rechtfertigung nicht einmal Gehör schenke.
16. Die wirksamste Art der Verläumdung ist nämlich immer, Etwas anzubringen, was der Neigung des Hörers zuwiderläuft. So brachte z. B. einmal Einer bei Ptolemäus, der den Beinamen Bacchus führte, an, der Platoniker Demetrius sey ein Wassertrinker, und sey der Einzige, der am Bacchusfeste keine Weiberkleider anziehe; und hätte Dieser nicht, da er vor den König gerufen ward, am frühen Morgen schon in Aller Gegenwart Wein getrunken und in einem Tarentinischen Weiberrock zu der Schellentrommel getanzt, so würde sein Mißfallen an der üppigen Lebensart des Ptolemäus und sein Philosophiren dagegen ihm das Verderben bereitet haben.
17. Bei Alexander gab es keine schwerere Anklage, als wenn man Einem nachsagte, er habe keine Lust, den Hephästion anzubeten, und vor seinem Bilde zu knieen. Nach
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1451. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1451.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)