Kompliment über seine Klugheit. „Aber ich bin nicht klug“, sagte der damalige Ministerpräsident. „Sehen Sie, wenn ich klug wäre – wissen Sie, was ich dann täte? Ich würde noch heute abend sterben. Dann wäre ich wenigstens sicher, eine schöne Leiche zu haben. Aber wenn ich nur bis übermorgen warte …“
Er hat bis übermorgen gewartet, und Europa wird seines Erbes nicht froh.
von Rainer Maria Rilke gezeigt und gesagt: „So etwas müßten wir auch mal haben!“
Diese Zeit steht im Zeichen des Kommissionärs – auch ihre Kunst wird von ihm regiert.
Wir unterscheiden zweierlei Arten von Vermittlern: den künstlerischen und den geschäftlichen Vermittler.
Von der Überschätzung des künstlerischen Mittlers – des Regisseurs, des Kapellmeisters – ist viel gesagt worden. Daß seine Schätzung gegen früher gestiegen ist, ist gerechtfertigt; die Werke des Theaters und des Kinos sind immer mehr zu falschen Kollektivkunstwerken geworden, bei denen jeder jedem drein redet und zum Schluß keiner schuld sein will, wenn es ein Mißerfolg geworden ist. Bei einem Erfolg wollen es alle gewesen sein.
Der künstlerische Vermittler drängt das Werk und den Urheber
Kurt Tucholsky: Lerne lachen ohne zu weinen. Ernst Rowohlt, Berlin 1932, Seite 165. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lerne_lachen_ohne_zu_weinen_165.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)