Am Nachmittag des 24. Januar rückten wir wieder in Le Mans ein. Am Tor erwartete uns ein General mit grosser Suite. Es war Prinz Friedrich Karl, der Commandeur der 3. Armee, der uns die Ehre erweisen wollte uns anzusehn. Wir zogen im Parademarsch an ihm vorbei, zerrissen und schmutzig und unvorschriftsmässig wie wir waren, in die Stadt hinein. Da bekamen wir gute Quartiere, ich mit Lohmann zusammen. An dem Abend hätten wir freilich nichts mehr zu essen bekommen, wenn wir nicht im Hause einen Sack mit Mehl gefunden hätten. Das war sehr erfreulich, weil man Eierkuchen davon backen konnte; Eier freilich gab es nicht, auch keine Milch, wohl aber Wasser, auch keine Butter oder anderes Fett zum Bestreichen der Pfanne. Aber Heinrich Lohmann liess sich nicht narren, er nahm das Talglicht, die gewöhnliche Beleuchtung in unsern Quartieren, und gab damit dem Teig die nötige Fähigkeit sich von der Pfanne zu lösen. So buk er einen Haufen von wohl zwanzig kleinen Pfannküchlein, so gross wie eine Untertasse, die unserm verwöhnten Gaumen trefflich zusagten. Das Recept war übrigens schon öfter angewendet worden. Einmal war es freilich nicht Mehl was wir fanden, sondern Gips; und da verzichteten wir denn auch auf die Zubereitung des Eierkuchens.
In Le Mans blieben wir eine Woche liegen; in voller Ruhe, der einzige Dienst war ein Appell täglich und einmal eine Nacht auf Wache. Wir assen und tranken in den Cafés oder sassen zu
Friedrich Leo: Kriegserinnerungen an 1870–71. Göttingen: W. Fr. Kaestner, 1906, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Leo_Kriegserinnerungen_68.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)